Leserbrief zum Artikel Porträt: Imperator des Tages: Donald Trump
vom 22.08.2019:
Im Zeichen der Kapitaldominanz
Trumps Grönland-Deal – nur eine absurde »crazy« Geschäftsofferte? Nein, die war ernst gemeint! Im Verständnis des US-amerikanischen Präsidenten eigentlich nicht mehr als ein Immobiliendeal, der Dänemark die jährlichen 600 Millionen Dollar an Subventionen für die Grönländer aus dem Staatshaushalt ersparen würde. Da die dänische Regierung und die Bewohner der von Trump begehrten Insel verschnupft ablehnten, pfiff der Präsident seinerseits gleich auf den für Anfang September vereinbarten Staatsbesuch in Kopenhagen. Das Begehren Donald Trumps entspricht dem berühmten Gleichnis vom Elefanten im diplomatischen Porzellanladen. Trump ignoriert das Völkerrecht und macht international geschlossene Verträge zu Makulatur. Auf die Achtung und Würde anderer Staaten und Völker glaubt er, kraft der finanziellen und militärischen Power der USA und seiner eigenen Kapitalmacht verzichten zu können. Sein Verhalten kündigt – wenn auch in einer zugespitzten, aber zukünftig immer ungezügelteren Form – eine von einer zunehmenden Kapitaldominanz geprägte »westlich-freiheitliche« Gesellschaft an. Die Kritik der Regierungen und Politiker in NATO und EU an Trump war vorsichtig und zaghaft auf das menschlich Fragwürdige beschränkt. Man hat es ja schließlich mit der Führungsmacht einer transatlantischen Allianz zu tun, in der manch ihrer herrschenden Politiker unverkennbar schon dabei ist, als vorerst noch kleinere Trump-Version dem unberechenbaren US-Präsidenten nachzueifern. »Brexits« Boris Johnson lässt beispielsweise grüßen, Salvini vielleicht auch ...
Veröffentlicht in der jungen Welt am 23.08.2019.