4. Mai, Diskussion zu Grundrechten
Gegründet 1947 Sa. / So., 04. / 5. Mai 2024, Nr. 104
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben
4. Mai, Diskussion zu Grundrechten 4. Mai, Diskussion zu Grundrechten
4. Mai, Diskussion zu Grundrechten

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Parteien: »Natürlich müssen Linke die Systemfrage stellen« vom 27.04.2019:

Geschichtsklitterung

Heinz Niemann spricht u. a. vom erfolglosen Verzicht der Partei Die Linke auf die eigene Geschichte, um Bündnispartner zu gewinnen. Ein besonders beweiskräftiges Beispiel dafür ist die »Erklärung der Historischen Kommission der Partei Die Linke vom 12.9.2018 zum 100. Jahrestag der Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands«. Das Wirken dieser Partei wird in überwiegend diffamierender Weise unter Verzicht auf die jeweilige Klassenkampfsituation und dialektische Analyse dargestellt. Der Verrat der SPD an der Novemberrevolution spielt keine Rolle. Es werden Anleihen bei den Historikern Weber und Wehler gemacht. Unterstellungen ohne Beweisführung betreffen z. B. eine angeblich zögerliche Teilnahme der KPD an der Niederschlagung des Kapp-Putsches, die Missachtung der Auffassung Rosa Luxemburgs zur Rolle der Oktoberrevolution, die Rolle der KPD als »Spielball« von inneren Machtkämpfen der Sowjetunion und die »Stalinisierung« der Gesamtpartei bei persönlicher Verantwortung Thälmanns. Bei der »Sozialfaschismusthese« wird nicht auf ihre Entstehungsursachen eingegangen, und die Auffassung Thälmanns, dass die KPD »die Wirkungsmacht des Faschismus« nicht rechtzeitig genug erkannt habe, wird als »Nichterkennen« dieser Gefahr umgedeutet. Solche Umdeutungen werden auch bei der Rolle der KPD beim Volksentscheid zur Fürstenenteignung vorgenommen. Negiert wird, dass der Initiator dieser Aktion die KPD war, sie habe daran nur teilgenommen. Ähnliche »Großzügigkeiten« sind bei der Darstellung ihres Wirkens in der III. Internationale zu verzeichnen. Die Rolle der KPD in der Bundesrepublik bis zu ihrem Verbot wird abgewertet, ihr Kampf um die Einheit Deutschlands und gegen die Remilitarisierung ist keiner Erwähnung wert, und die Bildung der SED aus SPD und KPD sei aus »politischen Motiven umstritten«. Abgesehen vom wissenschaftlichen Niveau dieser Publikation, geht es hier um würdelose Anbiederung. Die Linke schämt sich ihrer Vorfahren, also ihrer Geschichte.
Eberhard Butter
Weitere Leserbriefe zu diesem Artikel:
  • Betonköpfe

    Da lassen zwei linke Dogmatiker alle Andersdenkenden alt aussehen. Beispiel: »Regierungsbeteiligungen der Linken führten stets zu Stimmenverlusten, also sind sie Mist.« In diesem Stil geht auch: »Link...
    Hans Oette, Neuenstadt
  • Ressortdenken aufgeben

    Dieser Artikel ist sehr interessant. Er enthält eine sehr gute Analyse der politischen Wirksamkeit der SPD und der Partei Die Linke. Völlig zu Recht vertritt er die Auffassung, dass die Anerkennung de...
    Siegfried Kotowski