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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Krise in Algerien: Bouteflika gibt auf vom 12.03.2019:

Marktschreierisch und unpraktisch

Ich als Internetseitennutzer habe bisher noch jede graphische und strukturelle Neugestaltung einer von mir genutzten Internetseite als Verschlechterung empfunden, insofern braucht es euch nicht zu stören, dass ich das auch bei der Umgestaltung der jW so empfinde. Jetzt muss ich über »Recherche« nach »Ausgaben« gehen, um die Tagesausgabe mit allen Artikeln zu bekommen, im Vergleich zu früher nun auch ohne Fotos. Und früher war das ein Klick. Aber deshalb hätte ich nicht geschrieben. Mehr noch als dies hat mich die Ankündigung der Umgestaltung auf eurer Seite aufhorchen lassen, verfasst in einer unsäglichen Kundendienstsprache, die ich bei jW so nicht erwartet hätte. Gut, das waren wohl nicht eure Redakteure, und das war einmalig, aber trotzdem. Und heute? »+++ Eilmeldung +++« zu Sahra Wagenknecht. Geht’s noch? Das erinnert mich aufs übelste an meinen gleichfalls unsäglichen E-Mail-Dienst GMX, der sich auf seiner Corporate-Propaganda-Seite auch eine Anzahl »Eilmeldungen« leistet, die Pluszeichen inbegriffen, wenn ich das recht erinnere. Das ist dort reine Marktschreierei, und bei jW sehe ich den Unterschied erst mal auch nicht. Die jW ist eine Tageszeitung, kein Portal, das im Minutentakt neue, halb unverdaute Nachrichten raushaut. Und keine Person, die auf unmittelbare (also: stundenbezogene) Kenntnis von laufenden Ereignissen angewiesen ist, wird sich diesbezüglich auf jW verlassen. Und eilig sollte doch etwas sein, worauf ich als Person (oder zumindest zahlreiche Personen innerhalb der Leserschaft) direkt zu reagieren hätte. Ist das hier wirklich gegeben? Wozu sonst dem Leser diese durch kein Korrelat in der wirklichen Welt gerechtfertigte »Eile« suggerieren? Bitte stellt diesen Unfug ab. Ach ja, das »Online-Extra« zu Abdelaziz Bouteflika hört sich gleichermaßen marktschreierisch an. Darf man zumindest davon ausgehen, dass dieser Artikel nicht in der gedruckten Ausgabe erscheint? Oder ist der sozusagen einen Tag vorgezogen, mit Materialien, die in einem ausführlicheren Artikel der nächsten Ausgabe ebenfalls verwertet werden? Ich denke, auch hier geht es weniger um das Format an sich als um die unseriös wirkende Verpackung. Aber vielleicht hattet ihr das früher schon, und ich bin einfach von der »+++ Eilmeldung +++« so sehr in Mitleidenschaft gezogen, dass ich überreagiere.
Benjamin Brosig, Taipei
Veröffentlicht in der jungen Welt am 14.03.2019.