Gegründet 1947 Donnerstag, 25. April 2024, Nr. 97
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Drohbriefe an Linke: Aufklärung angemahnt vom 07.02.2019:

Datenschutz ade!

Der Umgang der Hauptstadt-Polizei mit der Berliner Datenschutzbeauftragten Maja Smoltczyk zeigt anschaulich, was die Polizei von Datenschutz und den Aufsichtsbehörden hierüber hält: Bei der Überarbeitung bzw. Neugestaltung der Polizeiaufgabengesetze (PAG) ist mir kein einziges Bundesland bekannt, in dem die Landesregierung den Landesdatenschutzbeauftragten (LfD) über geplante Änderungen informiert hat bzw. die Fachkompetenz des LfD beim Entwurf des neuen PAG (beratend) mit einbezogen hätte. Alle neuen PAG, die von den jeweiligen Landesparlamenten bisher verabschiedet wurden oder noch in Planung sind, enthalten erhebliche datenschutzrechtliche Einschränkungen für die Bürger. Im geleakten Entwurf (April ’18) zum neuen sächsischen PAG sind Rechtsgrundlagen enthalten, die es der Polizei erlauben, personenbezogene Daten an nicht öffentliche Stellen (z. B. Sicherheitsfirmen, Detekteien) zu übermitteln. Für die sächsischen Bürger ist nicht transparent, welche Daten über sie künftig gespeichert, weitergeleitet oder an »nichtöffentliche Stellen« – und vor allem zu welchen Zwecken – übermittelt werden. Die meisten LfD hüllen sich in puncto neue PAG in Schweigen; von ihnen ist keinerlei Kritik hierzu zu vernehmen. Die niedersächsische LfD Barbara Thiel hat im August ’18 öffentlich gesagt, was sie vom neuen niedersächsischen PAG hält: »Unter dem Deckmantel, den internationalen Terrorismus zu bekämpfen, beschneiden die vorgeschlagenen Regelungen die Freiheitsrechte der Bürgerinnen und Bürger bis zur Unkenntlichkeit«, urteilte die LfD über die Verschärfung des niedersächsischen PAG (»Datenschutzbeauftragte hält Polizeigesetz für gefährlich«, Hannoversche Allgemeine, 12.8.18). In bezug auf die »neuen PAG« hätte man sich derart klare Worte auch von den Berufskollegen in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen gewünscht.
Thomas Brunst, Zierenberg-Oberelsungen
Veröffentlicht in der jungen Welt am 11.02.2019.