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Leserbrief zum Artikel Die Linke: Zukunft Ost vom 05.02.2019:

Klassenfrage zuerst

Dem Ältestenrat der Partei die Linke wäre meiner Ansicht nach ein anderes, deutlicheres , parteilicheres und man wagt es kaum noch zu sagen; ein klassenmäßigeres Papier zur »Zukunft Ost« zutraubar. Was ist los mit dem Ältestenrat geballter Klassenkampferfahrung? Als vor einiger Zeit Ulrich Maurer, ein Westgewächs der PdL und noch dazu der SPD, davon sprach, es müsse die Klassenfrage wieder gestellt werden, da schien es fast, als hätte einigen in der Partei langsam gedämmert, dass es ohne Klassenfrage nichts wird und mit Entschuldigen, Ankommen, Andienen, vorauseilendem Gehorsam, Unrechtsstaatbekenntnis und allen gewünschten wie geforderten Verbeugungen und »Einsichten« allein niemandem gedient ist. Die Schmuddelkinder sind und bleiben links, die Patriotischen rechts haben es immer leichter, werden gefördert, müssen nichts ab-schwören, werden noch gebraucht.
»Zukunft Ost. Die Ostdeutschen sind die Verlierer des Vereinigungsprozesses«: Nach fast 30 Jahren klingt das schon beinahe antiquarisch und, wie ich meine, eher ganz daneben, jedenfalls neben der Klassenfrage, wenn es sie noch gibt im Denken der PdL. Wer ist sich da noch sicher nach so einigen Verlautbarungen aus der Partei zu politischen Themen?
Der Ältestenrat hat sich auf jeden Fall viel Arbeit gemacht, akribisch vieles zusammengetragen, was östliche Regionen des vereinten Deutschlands durchaus charakterisieren und als Verlierer kennzeichnen soll. Was soll es, von Fehlentwicklungen, Verlierern, Benachteiligungen, Vernichtung von Wirtschaftskraft, sozialen Folgen, von Ungerechtigkeiten uvm. zu reden? Ist das alles denn etwas anderes als stinknormaler Kapitalismus, Kapitalismus, der getreu seinen Spielregeln funktioniert und auch West, Nord oder Süd dabei nicht ausnimmt?
Haben das so viele in unserer PdL gar nicht gewusst, ganz anderes von Kapitalismus erwartet, geglaubt, ihn zu bekehren oder jeden Tag etwas besser zu machen?
Es könnte wohl sein, mit »Zukunft Ost« die Absicht zu verfolgen, Wählerstimmen zu erreichen, die besonders im Osten den tiefen Gram gegen den Westen nach wie vor in sich tragen und nach außen hörbar werden lassen. Kann es wirklich richtig sein, das angebliche Ost-West-Problem zu thematisieren, wobei längst das Klassenthema auf der Tagesordnung steht? Die Verlierer sind längst nicht nur im Osten zu finden. Wer hat in Ost wie West sich an der Vereinigung »goldene Nasen« geholt, und wer in Ost wie West zahlt die Zeche, trägt die Kosten und ist vom Sozialabbau gleichermaßen betroffen, bestenfalls etwas zeitversetzt, wie es bei den »Wende«- Generationen sichtbar wird?
Die schönsten Wunschzettel für Zukunft Ost sind nicht einem Fünfjahrplan gleich umsetzbar, sondern einzig von Verwertungsbedingungen des Kapitals diktiert, die staatskapitalistisch hier und da ein wenig steuerbar sind über wieder Millionen Steuer- und Fördergelder.
Roland Winkler, Aue
Veröffentlicht in der jungen Welt am 07.02.2019.
Weitere Leserbriefe zu diesem Artikel:
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    Nach der Konterrevolution 1989 gab und gibt es keinen Vereinigungsprozess....
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