Leserbrief zum Artikel DLF-Kommentar zu USA, EU und Venezuela: »Rückfall in kolonialistische Zeiten«
vom 06.02.2019:
Die internationale Konterrevolution
Meiner Ansicht nach geht es bei dem Konflikt in und um Venezuela – ähnlich wie in Brasilien, Bolivien, Honduras,Thailand etc.- ausnahmsweise einmal nicht nur um Rohstoffe und andere Ressourcen, wie es für den Imperialismus des 19. und 20. Jahrhunderts typisch war und auch heute wieder üblich ist, sondern um Besitz, Macht und Privilegien in der Hand der traditionellen Machtcliquen. Es geht um den Gegensatz, der seit der Russischen Revolution die Welt in zwei Teile spaltet, den »Kalten Krieg« und den Vietnamkrieg heraufbeschworen hat und von dem Karl Marx schon 1848 im Kommunistischen Manifest ironisch feststellte, es gehe ein Gespenst um in Europa, das »Gespenst des Kommunismus«! Es ging darum, die Errungenschaften der Französischen Revolution, die bisher meist nur dem wohlhabenden Bürgertum zugute gekommen sind, endlich auch auf die unterprivilegierten Teile der Weltbevölkerung auszudehnen. Die Fehlentwicklungen und Entartungen dieses schwierigen und konfliktreichen Prozesses wären sicher weniger schlimm geraten, wenn der Widerstand der Privilegierten gegen diesen Prozess nicht so heftig und brutal gewesen wäre. Bei der Niederschlagung der »Pariser Kommune« 1870 nach der Niederlage Frankreichs im Deutsch-französischen Krieg sollen 20- bis 30.000 Aufständische getötet worden sein. Um der historischen und politischen Ehrlichkeit willen sollten wir aufhören, den traditionellen Begriff der »Konterrevolution« zu verschleiern, indem wir den Konflikt zwischen Arm und Reich als Streit zwischen Regierung und Opposition oder als »Kampf um Rohstoffe« darstellen, weil sonst niemand begreift, warum dieser Kampf mit solcher Heftigkeit und Brutalität geführt wird, jedoch letztlich unvermeidlich ist, wenn wir wirklich einmal in einer gerechten Gesellschaft leben wollen.