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Leserbrief zum Artikel Aufarbeitung: Der Dammbruch vom 19.01.2019:

Widerliche Heuchelei

Ich war damals 15 und konnte in der DDR »Westfernsehen« sehen: Auch ich war schockiert über die Serie »Holocaust« – aber in einem anderen Sinne: Ich war schockiert darüber, dass offenbar so viele Westdeutsche von den Verbrechen der Nazis (und der Anwesenheit der Verbrecher unter ihnen und in höchsten Positionen) »nichts« wussten und nun »schockiert« reagieren konnten. In meiner Schulzeit zuvor, aber auch durch familiäre Berichte (mein Großvater war Kommunist), wusste ich wie bei uns doch eigentlich jeder, welche unvorstellbar barbarischen Verbrechen die Nazis begangen hatten – und zwar nicht nur an den Juden. Der Titel zeigt immer noch deutlich – wie viele vergleichbare Äußerungen bis heute –, dass man mit der Nichtwahrnehmung der DDR auch deren Geschichtsschreibung nicht wahrnahm, besser gesagt: bewusst verdrängte.

Was mich inhaltlich an dem Film und der westdeutschen Diskussion dazu störte, war dann neben der hanebüchenen Politik der Sender und Medien (die ja bis heute nicht vorbei ist, denn die Serie lief wieder nicht im Ersten!) auch die völlige Verdrängung des Widerstands in Deutschland (…)!

Was mich auch stört: (…) Kein Wort über die Akteure der internationalen Konzerne und Banken, die dieses Verbrechen nicht nur möglich gemacht, sondern gezielt herbeigeführt hatten … und die nach 1945, auch 1979 und – in Form ihrer »Erben«: bist heute – am Ruder sind. (…)

Ist das alles nicht eine widerliche Heuchelei?
Bernd Kulawik
Veröffentlicht in der jungen Welt am 26.01.2019.