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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Debatte: Wider den Zeitgeist vom 14.12.2018:

Vom Krankenbett der Linken

Die Rede des Genossen Jegielka ist eine Offenbarung der Abkehr vom Marxismus-Leninismus (M/L). Das Grundproblem ist, dass auf empirische Art versucht wird, die Gefühle der Genossen in den Vordergrund zu rücken. Dadurch wird die marxistisch-leninistische Wissenschaft verdrängt. Auch die unwissenschaftliche Bewertung der Linken ist Ausdruck revisionistischer Standpunkte. Die jetzt wieder hochkochenden grundsätzlichen Streitigkeiten in der Linken verdeutlichen, dass sie keine homogene Partei, sondern ein antagonistischer Zusammenschluss politischer Fraktionsgruppen ist. Deshalb ist der ständige Appell des Bundessprecherrates, die Einheit und Geschlossenheit der Linken zu erreichen, ein Kampf gegen Windmühlenflügel. Er nimmt und gibt nicht Kraft für die kommunistischen Plattformen. Diese wäre jedoch viel wichtiger für die Schaffung einer einheitlichen kommunistischen Partei in Deutschland. Diese äußerst wichtige Aufgabe ist von existenzieller Bedeutung für den Kampf der Arbeiterklasse in den Folgejahren. Meine Frage ist, wie wollen denn die kommunistischen Plattformen letzten Endes die historische Mission der Arbeiterklasse als fünftes Rad am Wagen der Linken verwirklichen? Oder will man das bewusst nicht? Die Ursache, dass die Arbeiterklasse im Bundessprecherrat eine untergeordnete Rolle spielt, ist Ausdruck der Negierung des Wesens des Marxismus-Leninismus! Das ist die Hauptursache für den Verrat intellektueller Kräfte in der SU und auch in der DDR, die doch nach wie vor das Sagen in der Linken haben. Ich betrachte das Anführen des Zitats von Lenin über die Rolle der internationalen Arbeiterklasse als scheinheilig. Abgesehen davon, dass daraus keine Schlussfolgerung für den Kampf der Arbeiterklasse in Deutschland gezogen wird, stellt man fest: »Politik macht man nicht, indem man sich das eine weg- und das andere zurückwünscht!« Das ist der größte Blödsinn, den hier der Bundessprecherrat zum Besten gibt. Politik ist theoretische und praktische Zielstellung zur Durchsetzung von Klasseninteressen. Die Frage jedoch: »Was sollen sich die Menschen nicht zurückwünschen?« bleibt unbeantwortet. Warum? Den M/L und den Sozialismus soll sich niemand zurückwünschen? Der Grund für diese Formulierung ist die revisionistische und total falsche Auffassung, dass der M/L falsch sei! Aber nicht der M/L ist die Ursache für das Scheitern des Weltsozialismus, sondern seine nicht genügende schöpferische Anwendung und Weiterentwicklung insbesondere durch die KPdSU sowie die Unterschätzung der ständigen Gefahr der Konterrevolution im verdeckten Bunde mit imperialistischen Geheimdiensten. Das ist die Wahrheit, die die damaligen und heutigen Revisionisten leugnen. Für eine kommunistische Partei ist und bleibt das Hauptziel die Beseitigung der Ursachen für die Vorbereitung und Durchführung von Kriegen, der Ausbeutung der Menschen durch das imperialistische Profitstreben usw., also die Machtergreifung durch das Proletariat sowie durch die vom Imperialismus ins Elend geriebenen Schichten der Bevölkerung. Dazu ist notwendig, solange es keine objektiven und subjektiven Bedingungen für eine revolutionäre Machtübernahme durch die Arbeiterklasse und ihrer natürlichen Verbündeten gibt, den Friedenskampf der Volksmassen allseitig zu fördern und voranzutreiben! Das Problem der bewundernswerten Aktionen der »Gelbwesten« in Frankreich gegen die Machthaber ist doch, dass es keine starke marxistisch-leninistische Partei gibt, die sich an die Spitze dieses revolutionären Kampfes stellen kann. Das ist offensichtlich auch das Ziel des BSR. Statt Kampf für eine starke einheitliche marxistisch-leninistische Partei in der BRD, wird auf die ständige Flickschusterei einer reformistischen Fraktionspartei gesetzt! Damit will ich nicht den Kampf breiter Volksmassen schlechtreden, sondern die revisionistische Linie des BSR verdeutlichen. Der BSR wäre gut beraten gewesen, wenn er erste Schlussfolgrungen aus den seit Wochen anhaltenden Aktionen großer Teile der französischen Bevölkerung, bezogen auf die BRD, herausgearbeitet hätte!
In der Rede wird kritisiert, dass die Linke keine klassenbezogene Analyse besitzt. Ich empfehle, angefangen im Bundessprecherrat, die klassenmäßige Zusammensetzung der Kommunistischen Plattformen in den Mitteilungen zu veröffentlichen. Der Gegner kennt die sowieso. Ich meine, es gibt Kräfte, die kein Interesse an dieser Analyse haben. Noch eine prinzipielle Bemerkung zu meinen Wertungen über die Intellektuellen. Ich muss hervorheben, dass die Rolle der Intellektuellen im Klassenkampf nicht von mir, sondern von den Klassikern des M/L bestimmt wurde. Danach sind sie keine Klasse, sondern eine schwankende Schicht zwischen den Klassen, ähnlich wie die Bauernschaft. Um zu verwerflicher ist der Vorwurf von ehemaligen Spitzenfunktionäre der SED an mich, meine Äußerungen zur Rolle von Intellektuellen seien geprägt von Minderwertigkeitskomplexen als ehemaliger Arbeiter. Und solche überheblichen und arroganten ehemaligen sogenannten politischen Vertreter der Akl. schämen sich nicht in Grund und Boden!
Die breite Auseinandersetzung in der Rede mit der entstehenden Parallelpartei »Aufstehen« verdeutlicht die bewusste oder unbewusste Verkennung der realen politischen Kräftesituation in der Linken! Manche haben noch nicht begriffen, dass Genossin Wagenknecht ihre frühere kommunistische Überzeugung gegen den sozialdemokratischen Ehemann eingetauscht hat. Ich wiederhole mich. Die kommunistische Plattform wirkt in diesem permanenten Streit in der Linken wie eine Parteikontrollkommission am Krankenbett einer früher oder später sich selbst zerstörenden Massenorganisation. In der Rede wird zwar davon gesprochen, dass die Linke als Teil des Establishments in der Bevölkerung wahrgenommen wird, aber wo sind denn da die marxistisch-leninistischen Schlussfolgerungen für die kommunistische Plattform? Doch, eine gibt es: »Jede und jeder muss für sich entscheiden, ob er sich in die Sammlungsbewegung einbringen will.« Das ist doch konsequent marxistisch-leninistisch, oder? Aus meiner Sicht kann ich Euch sagen, dass solche von der Linken in Thüringen gepriesenen »Leuchttürme« wie Herr Ramelow und Herr Holter, aber auch das Gebuhle mit den Grünen und der SPD, ohne spürbare Ergebnisse für die Bevölkerung zu erzielen, zu schmerzhaften Wählerverlusten führen werden! Zum Beispiel das Herumgeeier der Linken insbesondere zu der Abschaffung der Straßenausbaubeiträge wird durch die volksfeindliche Position von Herrn Ramelow zur Abstrafung führen. Damit wird jedoch auch die kommunistische Plattform als Bestandteil der Partei mit abgestraft. Das kann doch nicht der Sinn einer marxistisch-leninistischen Plattform sein, stets für eklatante Fehler reformistischer Kräfte mit herabgezogen zu werden! (…)
Siegfried Kotowski
Veröffentlicht in der jungen Welt am 21.12.2018.
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