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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Aus Leserbriefen an die Redaktion vom 08.11.2018:

Konterrevolutionäre Linie

Achim Kessler schreibt in seinem Leserbrief, dass es »ein von den Arbeiterparteien getragenes linkes Projekt brauche. Aber welche Partei ist denn in Deutschland eine Arbeiterpartei? Rosa Luxemburg hat vor 100 Jahren deutlich gemacht, dass für die politische Führung der Massen eine marxistisch-leninistische Partei notwendig ist. Sie sagte: Wir sind wieder bei Marx, unter seinem Banner! Die Linke ist meilenweit von dieser Voraussetzung entfernt. Es sind vor allem vielschichtige intellektuelle Kräfte in der Linken, die offensichtlich wenig Interesse an einer wirklich revolutionären Politik haben. Eine Haltung, wie sie Marx insbesondere in der 11. Feuerbachthese vertritt, die Welt nicht nur unterschiedlich zu interpretieren, sondern sie zu verändern, ist nicht zu erkennen. Viele der Spitzenkader der Linken, insbesondere auch in Thüringen, scheinen sich in ihren staatlichen Funktionen, ohne politisch anzuecken, sehr wohlzufühlen. Herr Ramelow und Frau Hennig-Welsow sind darauf stolz, staatlich exakte Arbeit zu leisten. Deutlicher kann man die konterrevolutionäre Linie (Der Weg ist unser Ziel!) nicht praktizieren!
Siegfried Kotowski

Kommentar jW:

Auf diesen Leserbrief gibt es eine Antwort von Harald Möller:

Es gibt doch Parteien, die man als Arbeiterparteien bezeichnen könnte. Die DKP und MLPD können getrost als Arbeiterparteien durchgehen. Allerdings spielen diese mangels Masse kaum eine Rolle im deutschen Parteienspektrum. An mangelnder Öffentlichkeit, in Zeiten des Internets, dürfte es nicht liegen. Schließlich hat jeder die Möglichkeit, sich über diese Parteien zu informieren und gegebenenfalls zu unterstützen. Es liegt wohl eher daran, dass diese Parteien nicht viel mehr zu bieten haben, als die Parole »Revolution« gebetsmühlenhaft zu wiederholen. Was eine Revolution überhaupt ist, geschweige denn wie diese Ziele dann umgesetzt werden sollen, bleibt unklar. Allein die Herrschenden auszutauschen – von den bürgerlichen Parteien inklusive der Konzerne hin zu einer »Herrschaft des Volkes« speziell der Arbeiter – reicht nicht. Auch »das Volk« kann Eigenschaften entwickeln, die dem Kapitalismus zugeschrieben werden, wie Kriege zu führen und die Umwelt zu zerstören. Wie diese negativen Eigenschaften, die systemunabhängig sind, nach einer Revolution eliminiert werden können, darüber geben auch obige Arbeiterparteien keine Auskunft. Auch dass »unnütze Dinge« produziert werden, was den Konzernen zugeschrieben wird, wird es auch nach einer Revolution weiter geben. Schließlich leben wir in einer vielfältigen Gesellschaft mit vielfältigen Bedürfnissen, vielfältigen Wünschen und Vorstellungen. Da gibt es immer Dinge, die der eine als notwendig und wünschenswert, der andere aber als überflüssig und schädlich ansieht. Da einen Konsens zu finden, was notwendig und was überflüssig ist, ist eine Illusion.
Harald Möller

Veröffentlicht in der jungen Welt am 10.11.2018.