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Leserbrief zum Artikel Regierungsbildung im Irak vom 04.10.2018:

Irakische Tragödie

Irak steht in sehr vielem für die Tragödien der arabisch-islamischen Welt und für die brutale Einmischung auswärtiger Kräfte – wobei die USA an allererster Stelle stehen. Auch der Staatschef Barham Salih und der designierte Premier Abdul-Mahdi stehen absolut dafür mit ihren Biographien. Abdul-Mahdi war einst ein führendes Mitglied der Irakischen Kommunistischen Partei (IKP), die vor dem Machtantritt der Baath-Partei eine mächtige, wenn nicht gar die mächtigste Partei des Landes war. Der Baathismus speziell im Irak hat mindestens zwei Gesichter – das der Kraft, die, verbündet mit den USA und mit der Deckung des damaligen Shah-Regimes im Iran, den Kommunismus an der Machtergreifung im Irak hinderte, und die andere Seite war, dass die Nationalisierung der Ölindustrien im Mittleren Osten hier begann. Mindestens muss man bei der Baath-Partei des Iraks noch eine weitere Todsünde sehen: den Angriff auf die Iranische Revolution nach deren Triumph und das Opfern Hunderttausender Iraker und Iraner. Die irakischen Sunniten – und die Baathisten als immer noch mächtige Kraft im Untergrund – scheinen nun endgültig entmachtet zu sein. Aber es wäre dumm, diese Kräfte zu vernichten. Man wird sie einbinden müssen! Das Bündnis mit dem Iran ist wichtig auch für die innenpolitische Stabilität des Iraks und für den Frieden im Nahen Osten. Das Denken im Schema »Sunnis hier und Schiiten da« ist primitiv und widerspricht den sozialökonomischen Realitäten. Es gab massenweise sunnitsche Revolutionäre und auch ausreichend reaktionäre Schiiten und umgekehrt. Die Völker des Nahen Ostens brauchen eine stabile und dynamische sozialökonomische Entwicklung, und religiöse Dogmen sind eher starke Bremsen dabei. In Saudi-Arabien werden nicht nur Schiiten verfolgt, sondern auch sunnitische Strömungen, die mit den religiös begründeten Ambitionen einzelner in der stark differenzierten saudischen Herrscherdynastie nicht zusammenpassen!
Achim Lippmann