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Leserbrief zum Artikel Israel: Palästinenser ausgeschlossen vom 12.07.2018:

Auf der falschen Seite der Barrikade

Ein Grundstücksfonds, der in Deutschland Grundstücke in ausländischer bzw. »nichtchristlicher« Hand gezielt aufkaufen würde, um sie an Deutsche, Christen bzw. »Arier« zu vergeben, würde hierzulande hoffentlich wegen »Volksverhetzung« verklagt – und das mit Recht. Bei Israel findet es Die Linke dagegen normal und richtig, dass analoge Aktivitäten des Jüdischen Nationalfonds im israelisch besetzten Westjordanland zur Umwandlung des arabischen Landesteils in »jüdisches Land« durch »Aufkauf« durchgeführt und mit der systmatischen staatlichen Sabotage des Wohnungsbaus von Nichtjuden durch die Besatzungsmacht kombiniert werden. (Nebenbemerkung: Wie hat man nach 1945 die von den Nazis erzwungenen »freiwilligen« Verkäufe von Immobilien durch Juden bewertet?)
Gar nicht mehr logisch zu fassen ist, dass Die Linke (mehrheitlich) angeblich »für offene Grenzen« oder »Migration für alle« eintritt, aber Israel gleichzeitig das Recht zugesteht, rückkehrwilligen Palästina-Arabern das von der UNO wiederholt betonte Recht auf Remigration zu ihren Dorfstellen, die großenteils wüst und leer liegen, zu verweigern. (530 Dörfer wurden durch die Israelis zerstört und z. T. mit Bäumen bepflanzt, also »aufgeforstet«, z. T. als Trümmerstätten liegen gelassen – könnten also wiederaufgebaut werden!) Mit exzessiver Gewalt!
Also heißt das: »offene Grenzen für alle – außer bei Israel« und »Migration ist ein Menschenrecht – außer in Israel«. Denn Israel soll ja ein »jüdischer Staat« sein und bleiben. Was immer das heißt. Das sind im Grunde AfD-Töne! Alles – wie damals von Josef Fischer beim Angriffskrieg 1999 gegen Jugoslawien – begründet mit »Auschwitz«. Und siehe da: eine Ledergürtel-Prügelei im Berliner Prenzlberg (gegenüber einem arabischen Kippaträger) erzeugt mehr Empörung als die Erschießung von nunmehr rund 140 friedlichen Demonstranten aus dem Gazastreifen ungefähr zur gleichen Zeit; diese demonstrierten immerhin für ihr UN-verbrieftes Recht auf Rückkehr – also Remigration! Aber die Ablenkungskampagne ausnahmslos aller Parteien »gegen arabischen Antisemitismus in Berlin« gelang!
Fazit: Dietmar Bartsch hat sich mit der zitierten Erklärung zu seiner Baumpflanzung de facto vom Internationalismus bzw. der Solidarität mit den Völkern der »dritten Welt« verabschiedet – ist also quasi auf die andere Seite der globalen Barrikade gewechselt! Und das Bekenntnis zur »Sicherheit Israels« ist zudem faktisch schon der Einstieg in die künftige Befürwortung einer deutschen Kriegsteilnahme in Nahost (was übrigens Frau Merkel seit 2001 betreibt). Da kann einem schlecht werden.
Volker Wirth
Veröffentlicht in der jungen Welt am 14.07.2018.
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