Leserbrief zum Artikel G-20-Proteste: »Wer Lust an Gewalt hat, geht zur Polizei«
vom 24.02.2018:
Kleine Schwester
In dem Interview kam die Sprache darauf, ob eine »linke Boulevardzeitung« nötig sei. Darauf möchte ich kurz eingehen. Es ist Fakt, dass die junge Welt für Menschen, welche aus der »linken Ecke« einen kritischen Blick auf die Gesellschaft werfen, die Tageszeitung schlechthin ist. Jedoch ist sie traurigerweise für viele »einfacher gestrickte« Menschen uninteressant, da sie mit dem Niveau, auf welches sich die jW begibt, nicht klarkommen. Die jW braucht eine kleine Schwester, die ihr zuarbeitet und die Themen auch mal vereinfacht. Versteht mich nicht falsch, ich möchte unsere Tageszeitung nicht schlechtreden, von wegen: Sie sei zu schwer zu verstehen. Das ist sie für uns, die wir mit kritischem Auge auf die Gesellschaft sehen, nicht. Um es kurz an einem Beispiel zu verdeutlichen: Als ich vor kurzem im Gemeinschaftsraum die aktuelle Ausgabe gelesen hatte, gesellte sich ein Mitgefangener zu mir und fing an, sich mit der jW auseinanderzusetzen. Dieses Unterfangen beendete er jedoch nach nur einer Minute. Auf Nachfrage sagte er mir: Es gebe zuviel zu schwer verständlichen Text und zu wenige Bilder. Das finden wir jW-Leser ja gerade gut, dass unsere Tageszeitung ins Detail geht, denn die jW ist ja nicht Bild, es ist auch nicht ihr Anspruch, so zu sein, und das ist verdammt gut so, dass die jW nicht oberflächlich ist. Daher wäre doch eine kleine Schwester, die die »einfachen« Leute dort abholt, wo sie sich befinden, und zur jW bringt, erstrebenswert. Oder nicht?