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Leserbrief zum Artikel Sowjetrussland: Geist geistloser Zustände vom 27.01.2018:

Menschlich und fortschrittlich

Die Trennung von Staat und Kirche mit Dekret vom 2. Februar 1918 in Russland war keinesfalls ein barbarischer kommunistischer Akt, sondern hatte in der bürgerlichen Gesellschaft große Vorbilder. Man denke an die Französische Revolution, die sich gegen den Adel und den Klerus richtete. Der Franzose Jean Meslior (1664–1729) stellte fest: »Weil aber die christliche Religion diese große, unfassbare und so ungerechte Ungleicheit der sozialen Lage und Lebensbedingungen unter den Menschen duldet, gutheißt und sanktioniert, ist dies ein klarer Beweis dafür, dass diese Religion ganz und gar nicht von Gott kommt … Die gesunde Vernunft zeigt uns nämlich augenscheinlich, dass Gott … niemals eine so große und schreiende Ungerechtigkeit … heiligen … würde.« Seit 1905 ist in Frankreich die Trennung von Staat und Kirche Gesetz. Die Kirchengebäude gehören dem Staat. Es gibt keinen Religionsunterricht an den Schulen. Der Staat treibt keine Kirchensteuern ein und finanziert die Kirchen nicht. Die Kirchen können sich nur aus Spenden finanzieren. Religion und Kirchen sind Privatsache. Die 1918 getroffene Regelung in Russland war in höchstem Maße fortschrittlich und menschlich. Mit der Konterrevolution in Russland hat die Kirche – wie weltweit in höchstem Umfange – wieder die vom Kapital gewünschte Funktion, die Aufrechterhaltung der sozialen Ausbeutung der Völker zu unterstützen, übernommen. In der BRD vergießt man Krokodilstränen wegen einer in der DDR gesprengten Kirchenruine. Dass sie auch Kirchen gebaut und Kriegsschäden des Kapitals repariert hat – auf Staatskosten –, wird nicht erwähnt.
Gerhard Ulbrich
Veröffentlicht in der jungen Welt am 03.02.2018.
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