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Leserbrief zum Artikel Sowjetrussland: Geist geistloser Zustände vom 27.01.2018:

Mit Panzern und Galgen

Ich kann mich nicht entsinnen, dass das protestantische »Korrektiv« oder die »Klugheit der Scholastik« die westlichen christlichen Kirchen davon abgehalten hätten, sich am »Kreuzzug« gegen den Kommunismus zu beteiligen, sprich den Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion aktiv zu unterstützen. So gab die evangelische Kirche »ihrem Führer« und seinen »unvergleichlichen Soldaten« den Segen zur Beseitigung des »Pestherdes des Bolschewismus«. Es gab ein Abkommen zwischen dem Vatikan und den Faschisten, das es erlaubte jesuitische Missionare in die besetzen Gebiete zu schicken, um den Katholizismus in der UdSSR einzuführen. So wollte der Vatikan mit deutschen Panzern und Galgen das jahrhundertealte »Schisma« aus der Welt schaffen. Der Lwiwer Metropolit der Unierten Kirche begrüßte die faschistischen Okkupanten und billigte die Massenausrottung von Sowjetbürgern. Das die orthodoxe Kirche kein Erbarmen von der westeuropäischen Variante des Christentums erwarten durfte, zeigte das inquisitorische Wüten der Katholiken unter Ante Pavelic und Jozef Tiso. So kam es dann auch, dass einflussreiche katholische Kreise in England und den USA die Eröffnung der zweiten Front verhindern wollten, während die orthodoxe Kirche in Moskau nicht nur einen Anteil an der Mobilisierung der Massen im Großen Vaterländischen Krieg hatte, sondern Sammlungen für den Verteidigungsfond und für die Unterstützung von Verwundeten und verwaister Kinder durchführte. Man kann, wie man sieht, auch die Kirchengeschichte in Russland nicht ohne historischen Kontext betrachten.
Stephan Jegielka
Veröffentlicht in der jungen Welt am 03.02.2018.
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