Leserbrief zum Artikel Tschechien/Slowakei: Glücklich geschieden
vom 04.01.2018:
Zerstückelung Osteuropas
Auch die Tschechoslowakei blieb vom Revanchismus des BRD-Regimes, das zuvor durch Gorbatschows Destroika-Politik massiv gestärkt worden war, nicht verschont. Um diese erneut zu zerschlagen, finanzierte die Hanns-Seidel-Stiftung (CSU) den Aufstieg und Wahlsieg des slowakischen Separatisten Vladimir Meciar. Die Angst davor, dass die BRD-Revanchisten wie in Jugoslawien mit Hilfe von Kollaborateuren einen weiteren Krieg anzetteln, war berechtigt und vom BRD-Regime erwünscht. Große Teile der Medien waren infolge der Rückkehr zum Kapitalismus bereits in deutscher Hand. Die Zerstückelung Osteuropas entlang ethnischer Linien und insbesondere die Bekämpfung des Panslawismus ist eine Konstante des deutschen Imperialismus (siehe »Debatten zu Südosteuropa in der Paulskirche« und »Himmler über die Behandlung der Fremdvölkischen im Osten«). Bereits Konrad Adenauer proklamierte die »Neuordnung im Osten Europas« als eines der drei wichtigsten Ziele seiner Politik. Exkriegsminister Rupert Scholz gab 1991 offen zu: »Wir glauben, dass wir die wichtigsten Folgen des Zweiten Weltkrieges überwunden und bewältigt hätten. Aber in anderen Bereichen sind wir heute damit befasst, noch die Folgen des Ersten Weltkrieges zu bewältigen. Jugoslawien ist als eine Folge des Ersten Weltkrieges eine sehr künstliche, mit dem Selbstbestimmungsrecht nie vereinbar gewesene Konstruktion.« Die BRD-Kriegsdoktrin forderte 1992 mal wieder, »die osteuropäischen Völker zu integrieren«. Schäuble und Lamers forderten 1994: »Ein stabilitätsgefährdendes Vakuum, ein Zwischen-Europa darf es nicht wieder geben.« Das gilt auch noch heute, wie man unter anderem am von der BRD unterstützten völkerrechtswidrigen Naziputsch und -krieg gegen die Ukraine und Russland und an deutschen Besatzungstruppen in Osteuropa sehen kann.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 17.01.2018.