Leserbrief zum Artikel Kommentar: Erfolg für Havanna
vom 04.01.2018:
Zeit des Systemwechsels
Die aggressive Variante der Beziehungen zu Kuba war sowieso nicht mehr zu halten. Auch unter den noch dominierenden europäischen Konservativen gibt es dazu verschiedene (meist offene) Positionen, wie es auch unter der verschiedenen linken Parteien (die deutsche Linke eingeschlossen) nicht nur Solidarität mit Kuba gibt, was zum Denken Anlass gibt, was das wohl für Linke sind. Den großen Durchbruch in den wirtschaftlichen Beziehungen EU-Kuba wird es wohl vorerst nicht geben. Aber die Beziehungen werden sich entwickeln. Trump (er war selbst als Embargobrecher angeklagt) übernimmt da Positionen einer Minderheit der kubanischen Gemeinschaft in den USA um den exkubanischen Konzern Bacardi. Die können Kuba bis heute nicht die Enteignungen 1959–61 verzeihen. Ob sie sich damit einen Gefallen erweisen, ist eine andere Sache. Die Haupthandelspartner (und auch die bedeutendsten Investoren) werden immer mehr aus Asien und Lateinamerika kommen. Selbst der Nahe Osten (Katar) könnte da aktiver als Europa werden. Die Insel ist zwar klein. Aber sie könnte fein sein, wenn man die Potentiale nachhaltig erschließt. So unumstößlich ist die Haltung der aktuellen Washingtoner Administration nicht. Trump ähnelt einem Rumpelstilzchen mehr als einem bösartigen, ignoranten kalten Krieger! Die Zeiten ändern sich, und wir befinden uns in einer Zeit des Systemwechsels. Da helfen die Weisheiten der »goldenen 50er« (eine furchtbare Zeit) wenig.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 05.01.2018.