Leserbrief zum Artikel Paradise Papers: Schippern im Paradies
vom 16.11.2017:
Werften unschuldig
Der Artikel legt das Gewicht m. E. zu sehr auf die Yachtwerften. Aber die sind unschuldig! »Transfer Prices« – anfangs vor allem für Rohstoffe aus Dritte-Welt-Ländern – sind ein altes Thema. Doch auch jeder beliebige Luxusgegenstand kann für Transfers und damit Steuerflucht ge- bzw. missbraucht werden. Dazu muss man »nur« eine Briefkastenfirma vorzugsweise in einer britischen Halbkolonie errichten, die entweder das jeweilige Produkt kauft oder an die es vom Besteller bzw. eigentlichen Eigentümer sofort verkauft wird; etwas später wird es dann zu weit überhöhten Preisen gekauft bzw. zurückgekauft – und schon ist das Geld auf den Cayman oder den British Virgin Islands »gebunkert«! So wird es auch der nicht genannte russische Milliardär gehandhabt haben – und so machen es auch die übrigen »Eliten« aus den »Paradise Papers«. Diesen Leuten, sofern sie nicht auch noch in Moskau nach der politischen Macht streben, tun Putin bzw. der russische Staat nicht weh, obwohl die Devisenabflüsse gewaltig sind. Von Großbritannien aber ist nichts zu erwarten – von diesem Land wird nach dem »Brexit« wohl niemand mehr Maßnahmen zur Steuerfluchtvermeidung in seinen karibischen »abhängigen Gebieten« verlangen ...
Veröffentlicht in der jungen Welt am 21.11.2017.