Leserbrief zum Artikel Rassismus in den USA: Trump bleibt Trump
vom 17.08.2017:
Traurige Realität
Ich hatte einen Traum: In Deutschland gab es eine antifaschistische Regierung und die dazugehörende Presse. Ich war ganz gerührt über die Empörung, dass in den USA linke und rechte Demonstranten gemeinsam verantwortlich für Gewalt genannt wurden. Prominente US-Vertreter aller Parteien wurden auch von hiesigen Regierungsvertretern und Medien als mutige Demokraten im Kampf gegen Nazismus und Rassismus bezeichnet. Doch dann erwachte ich. Der Traum wurde abgelöst von der traurigen Realität auch in unserem Land: Wo immer Antifaschisten gegen Naziaufmärsche demonstrierten, fast hunderttausend Bürger gegen das G-20-Treffen in Hamburg auf die Straße gingen und Hunderte Strafverfahren gegen Antifaschisten durchgeführt wurden, die Lesart in Regierungs- und Medienkreisen ist immer die gleiche: wenn Gewalt, dann ging sie entweder von links oder von beiden gleichermaßen aus. Hinzu kommen immer neue Gesetze, um Meinungs- und Versammlungsfreiheit von Antifaschisten und anderen Demokraten einzuschränken. Abschließend noch eine kritische Anmerkung zum Aufmacher am 17.8.: »Kampf um Symbole«. Es geht um folgende Aussage: »Während in Deutschland die Embleme des Hitlerfaschismus verboten sind, werden in den Vereinigten Staaten Nazisymbole von der Verfassung geschützt.« Schlimm genug. Aber in Deutschland steht dieses Verbot nur auf dem Papier, und Nazisymbole werden oft genug ungestraft in der Öffentlickeit gezeigt.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 18.08.2017.