4. Mai, Diskussion zu Grundrechten
Gegründet 1947 Sa. / So., 04. / 5. Mai 2024, Nr. 104
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben
4. Mai, Diskussion zu Grundrechten 4. Mai, Diskussion zu Grundrechten
4. Mai, Diskussion zu Grundrechten
Aus: Ausgabe vom 30.03.2024, Seite 1 / Titel
Antikriegsbewegung

Rheinmetall zu Altmetall

Ostermärsche für Frieden und Abrüstung: Die Friedensbewegung scheint schwach und hat doch Chancen
Von Nico Popp
Montage Titelseite Ostermarsch 1c 2 Kopie.jpg

An Meldungen, die von Kriegen und wachsender Kriegsgefahr, von der Militarisierung der Gesellschaft, von verpulverten Milliarden für die Aufrüstung handeln, mangelt es 2024 noch weniger als in den Vorjahren.

Auch der politische Stil des Herrschaftspersonals verändert sich. Man kann diese Akzentverschiebungen im großen Bild leicht übersehen: Etwa den Umstand, dass Truppenbesuche von Ministern inzwischen vollständig normalisiert sind und geradezu zelebriert werden. Erst am Mittwoch gab es mehrere davon. Der Verteidigungsminister besichtigte den projektierten Standort eines neu aufzustellenden Logistikbataillons im sächsischen Bernsdorf und anschließend die Offiziersschule des Heeres in Dresden. Am selben Tag machte die sozialdemokratische »Wehrbeauftragte« des Bundestages, die ihre Rolle wie selbstverständlich als die einer Aufrüstungsbeauftragten interpretiert, der 1. Panzerdivision in Oldenburg ihre Aufwartung. Der Tag endete mit einem Treffen des grünen Wirtschaftsministers mit Vertretern der Rüstungskonzerne. Der Mann jubelte anschließend über die Möglichkeiten der deutschen Industrie: »Die kann richtig was.«

Doch noch ist es so, dass Millionen Menschen in diesem Land das nicht so klasse finden wie der Herr Minister. Noch zeigen Umfragen, dass auch nach zwei Jahren pausenloser propagandistischer Bearbeitung die Mehrheit der Menschen etwa die Lieferung von Marschflugkörpern mit großer Reichweite an eine Kriegspartei ablehnt.

Für die Friedensbewegung ist diese Lage Chance und gewaltige Herausforderung zugleich. Denn es ist auch 2024 unverändert so, dass sie, sieht man einmal von den jährlich wiederkehrenden, »traditionellen« Terminen ab, auf der Straße kaum zu sehen ist. Und gemessen an den Aufgaben ist die Mobilisierungsfähigkeit – das muss eine Bewegung, die es vorzieht, sich nicht in die Tasche zu lügen, zum Ausgangspunkt einer Selbstkritik machen – weiterhin sehr begrenzt. Von einer kämpferischen Antikriegsbewegung, die ein Faktor wäre, mit dem die Regierung rechnen müsste, ist im Grunde nichts zu sehen. Das hat Ursachen – solche, an denen man, weil Resultat Jahrzehnte zurückliegender Niederlagen der Friedenskräfte, kurzfristig nichts ändern kann, aber auch solche, die mit politischen, inhaltlichen, argumentativen Fehlleistungen und Defiziten zu tun haben, denen man durchaus beikommen könnte. Die diesjährigen Ostermärsche sind auch eine Gelegenheit, um über derlei Fragen miteinander ins Gespräch zu kommen. Also: Raus auf die Straße!

Tageszeitung junge Welt am Kiosk

Die besonderen Berichterstattung der Tageszeitung junge Welt ist immer wieder interessant und von hohem Nutzwert für ihre Leserinnen und Leser. Eine gesicherte Verbreitung wollen wir so gut es geht gewährleisten: Digital, aber auch gedruckt. Deswegen liegt in vielen tausend Einzelhandelsgeschäften die Zeitung aus. Überzeugen Sie sich einmal von der Qualität der Printausgabe. Alle Standorte finden Sie unter diesem Link.

  • Leserbrief von Lothar Böling aus Düren (30. März 2024 um 21:15 Uhr)
    Wahrlich, die Verlogenheit westlicher Politiker kennt keine Grenzen! Wie man sieht, richtete sich die Osteransprache des Bundeskanzlers mal wieder ausnahmslos an Unwissende und Gutgläubige. Denn das Gerede von Frieden und Sicherheit, welches Olaf Scholz verbreitete, kann informierte Menschen nicht beeindrucken. Was Scholz verschweigt, ist die NATO-Osterweiterung, die Tatsache, dass es die NATO war, die seit 1999 über 1.000 Kilometer, bis an Russlands Grenze vorgerückt ist. Ähnlichen Unsinn verbreitete auch der Vizekanzler. Robert Habeck erzählte mal wieder das Märchen von der »Bedrohung aus dem Osten«, vom »bösen Russen«. Dabei hat man diesen Unsinn schon unseren Großeltern vor dem Ersten Weltkrieg erzählt. Fakt dagegen ist, nicht Russland bzw. die Sowjetunion war der Aggressor, sondern Deutschland und das in beiden Weltkriegen. Nicht anders verhält es sich heute, wo angeblich mal wieder die Eroberung Europas durch Russland droht. Was für eine Lügenpropaganda! Denn im Gegensatz zu Russland, gibt die NATO als die größte Angriffsarmee der Welt, mit 1.000 US-Militärstützpunkten weltweit, jährlich das 20fache für Rüstung aus. Nachlesbar für jeden. Wer hier wen bedroht, liegt damit klar auf der Hand. Aber was will man von einem olivgrünen Kinderbuchautor auch anderes erwarten, als die Unterwerfung unter den US-Imperialismus? Also jene Kriegsverbrecher, die bereits für viele völkerrechtswidrige Kriege verantwortlich sind. Man muss nur einen Blick nach Gaza werfen, wo der Völkermord an den Palästinensern durch Israel von der US-Regierung tatkräftig mit Waffen unterstützt wird. Ist das kein Beweis? Wie schon gesagt, was in den Medien von Militaristen und Kriegstreibern verbreitet wird, ist nur was für Unwissende und Gutgläubige. Wie gut, dass bereits Millionen Ukrainer geflohen sind und den Kriegsdienst verweigern. So konnten sie wenigstens das eigene Leben retten. Was noch fehlt, ist die Kapitulation der Ukraine, damit das Morden im Auftrage des Westens endlich ein Ende hat.

Ähnliche:

  • Ostermarschierer im vergangenen Jahr in München (8.4.2023)
    27.03.2024

    Absage an »Kriegstüchtigkeit«

    Ostermärsche für Frieden und Abrüstung haben begonnen. Höhepunkt am Wochenende. DGB mit doppeldeutigem Aufruf
  • Demonstration gegen die Militarisierung der Lehre am 11. Juli 20...
    15.03.2024

    »Jede Wissenschaft kann Frieden schaffen«

    Hessen: Friedensaktivisten diskutieren an der Goethe-Universität Militarisierung der Wissenschaften. Ein Gespräch mit Ari Alba Marquez
  • Aktuell in der Diskussion: Marschflugkörper vom Typ »TAURUS« am ...
    24.02.2024

    »Diese Raketen sind schwer abzufangen«

    Pläne für US-Hyperschallraketen und Forderungen nach EU-Atomwaffen ignorieren größte Gefahr unserer Zeit. Ein Gespräch mit Bernhard Trautvetter