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14.08.2023, 19:49:27 / Ausland

USA: Smithsonian baute heimlich rassistische Gehirnsammlung auf

Im Schatten: Das Smithsonian Castle in Washington, D. C. (21.2.2
Im Schatten: Das Smithsonian Castle in Washington, D. C. (21.2.2021)

Washington. In Museen des auch mit Staatsmitteln finanzierten Smithsonian Institute in den USA wurde im 20. Jahrhundert jahrzehntelang eine rassistisch motivierte Sammlung von Gehirnen und anderen menschlichen Überresten aus der ganzen Welt angehäuft. Das berichtete die Washington Post am Montag online. Die meisten Gehirne waren demnach verstorbenen Afroamerikanern, Indigenen und anderen People of Color entfernt worden.

Sie seien Teil einer Sammlung von mindestens 30.700 menschlichen Knochen und anderen Körperteilen, die sich noch immer im Natural History Museum befinden sollen. Die Sammlung sei eine der größten der Welt und umfasse Mumien, Schädel, Zähne und andere Körperteile einer unbekannten Anzahl von Menschen. Die überwiegende Mehrheit der Überreste scheint dem Bericht zufolge ohne vorherige Zustimmung der Verstorbenen oder ihrer Familien gesammelt worden zu sein.

Die »Forscher« sollen es auf Menschen abgesehen haben, die im Krankenhaus oder arm waren bzw. keine unmittelbaren Verwandten hatten, um sie zu identifizieren oder zu begraben. In anderen Fällen sollen Sammler, Anthropologen und Wissenschaftler Gräberfelder und Grabstätten geplündert haben. Laut Washington Post sind die Überreste das »unversöhnliche Erbe einer grausigen Praxis«, Leichen und Organe aus Friedhöfen, von Schlachtfeldern, aus Leichenschau- und Krankenhäusern in mehr als 80 Ländern zu entnehmen.

Das Smithsonian verlange laut Washington Post von Menschen mit einem persönlichen Interesse oder einem Rechtsanspruch auf die Überreste, einen formellen Antrag zu stellen. Das sei für viele potenzielle Anspruchsberechtigte praktisch unmöglich ist, da sie nichts von der Existenz der Sammlung wissen. Die Sammlung sei größtenteils in den frühen 1940er-Jahren zusammengetragen worden und lange Zeit verborgen geblieben.

Ein Bundesgesetz schreibt vor, dass das Smithsonian nur die Gemeinschaften der amerikanischen Ureinwohner, Alaska-Ureinwohner und hawaiianischen Ureinwohner über etwaige Überreste informiert, sodass die Fälle von schätzungsweise 15.000 Körperteile in der Schwebe bleiben. Von mindestens 268 vom Naturhistorischen Museum gesammelten Gehirnen sollen die Beamten nur vier restituiert haben. (jW)

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