junge Welt: Jetzt am Kiosk!
Gegründet 1947 Freitag, 10. Mai 2024, Nr. 108
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben
junge Welt: Jetzt am Kiosk! junge Welt: Jetzt am Kiosk!
junge Welt: Jetzt am Kiosk!
Online Extra
02.04.2019, 13:45:24 / Sport
Fußball

Grindel geht

Das Spiel ist aus: Reinhard Grindel, hier noch als DFB-Präsident
Das Spiel ist aus: Reinhard Grindel, hier noch als DFB-Präsident bei der Einweihung der Hall of Fame des deutschen Fußballs (1.4.2019)

Frankfurt am Main. Reinhard Grindel ist am Dienstag von seinem Amt als Präsident des Deutschen Fußballbundes (DFB) zurückgetreten. Er zieht damit die Konsequenzen aus der schweren Kritik der vergangenen Tage. Bei seinem Rücktritt nach drei Jahren als DFB-Präsident räumte er die Annahme einer teuren Uhr als Geschenk von einem Funktionärskollegen ein. »Für mich war das ein reines Privatgeschenk. Es war ein Gebot der Höflichkeit, dieses Geschenk anzunehmen«, sagte der ehemalige CDU-Politiker in Frankfurt am Main. Zuvor hatte die Bild darüber berichtet, dass der frühere ukrainische Verbandschef Grigori Surkis dem DFB-Chef zum Geburtstag eine Luxus-Uhr geschenkt hatte. Dieser saß bis Februar mit Grindel in der Exekutive der Europäischen Fußballunion (UEFA).

In seiner Erklärung bestritt Grindel einen Interessenkonflikt und bezifferte den Wert der Uhr auf rund 6.000 Euro. Er sei »seit dem Wochenende fassungslos über den Fehler, der mir unterlaufen ist« und wolle sich dafür entschuldigen, dass er mit der Annahme der Uhr Vorurteile gegenüber Fußballfunktionären bestätigt habe. »Ich habe keinerlei Gegenleistung für die Annahme des Geschenks erbracht«, versicherte Grindel. Er werde sich in der Sache an die Compliance-Beauftragten der UEFA und des Weltverbands FIFA wenden.

Mit der Annahme der Uhr machte Grindel schon zum zweiten Mal binnen weniger Tage negative Schlagzeilen. Nach den vom Nachrichtenmagazin Der Spiegel erhobenen Vorwürfen, dass er Zusatzeinkünfte über 78.000 Euro als Aufsichtsratschef der DFB-Medien Verwaltungsgesellschaft in den Jahren 2016 und 2017 nicht publik gemacht habe, fand der einstige ZDF-Journalist in den vergangenen Tagen kaum noch Rückhalt in der Verbandsspitze. Bereits der Umgang des DFB mit der Affäre um ein Foto des damaligen Nationalspielers Mesut Özil mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan war viel kritisiert worden.

Der sportpolitische Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, André Hahn, erklärte in Reaktion auf die Entscheidung: »Der Rücktritt war letztlich unvermeidlich. Grindel ist mit dem Anspruch von Neuanfang und Transparenz beim DFB angetreten. Dem ist er selbst schließlich nicht gerecht geworden. Seine heutige Erklärung verdient insofern Respekt, dass er einige der Fehler klar eingeräumt hat. Der eigentlich schon vor drei Jahren postulierte Neuanfang beim DFB muss nun endlich auch tatsächlich stattfinden.« (dpa/jW)

Mehr aus: Sport