Leserbrief zum Artikel Machtkampf: Die Zerstörung der CDU
vom 15.04.2021:
Weiß-blau ist richtig
Mit einem Gruß an den Verfasser der Überschrift des Aufmachers Seite 1 der jW vom Donnerstag, zu der in der Unterzeile die Farben der Staatsflagge, ja, so heißt das Ding nun mal, des Freistaats Bayern mit »blau-weiß« angegeben werden: Die Farben der Staatsflagge des Freistaats Bayern sind weiß-blau! Klingt kleinlich, krümelkackerisch, naseweis? Ich kann Euch versichern, es ist alles andere. Mit dem Farbendreher erreicht Ihr leider nur eins: Man lacht in Bayern darüber, bestenfalls. In der Regel aber sind die stolzen Bayern da sehr übelnehmerisch; grad wegen ihrer Idiosynkrasie. Und der Effekt: Der Inhalt des Artikels wird von vornherein abgelehnt – durch die, die Ihr kritisiert, aber auch die, die sonst mit dem Anliegen des Artikels übereinstimmten. Dazu eine Anekdote: Ein Freund, der im Jahr 1987 in der Redaktion der Berliner Zeitung arbeitete, hatte an einem in diesem Zusammenhang belangvollen Tag Abenddienst. Wie Ihr gut wisst, flattern da noch häufig sehr wichtige Meldungen durch den Ticker, die noch schnell in die aktuelle Ausgabe geraten müssen. Die betreffende Meldung kam von ADN – und hatte ganz klar erkennbar einen Absender/Autor: Erich Honecker. Denn es war, nun ja, eine Stichelei gegenüber Franz Josef Strauß. Die konnte sich nur einer erlauben – der Generalsekretär. Auch dieser Text hatte den Fehler der Farbverdrehung »blau-weiß«. Mein Freund, selbst gebürtiger Bayer, wusste nur zu gut um die Eigenart jenes Volkes. Er hatte den seinerzeit nicht grad üblichen Mut, unter Umgehung von Dienstweg und also umgehend im ZK anzurufen, dabei um die Änderung der Farbgebung dringend zu ersuchen. Mein Freund landete mit seiner Hartnäckigkeit tatsächlich im Vorzimmer des Allerhöchsten ... Nix da, der Text bleibt! ward ihm beschieden. So nahm das Schicksal seinen fehlfarbenen Verlauf, und etliche spöttische Kommentare zierten nächstens die Seiten in der Westpresse ... Ziel der Meldung verfehlt. Nun, diese Ernte werdet Ihr wohl nicht einfahren, aber es musste doch mal gesagt werden. Übrigens, Ihr lieben Redakteure von junge Welt, und das nur an scherzhaftem Rande, auch bei unserem östlichen, nämlich weiß-roten NATO-Nachbarland ist man besser vorsichtig.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 16.04.2021.