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Leserbrief zum Artikel Kommentar: Schönrechnen hilft nicht vom 09.04.2021:

Selbstgerechte Logik

Rente ist immer ein beliebtes Thema. Vor allem, wenn es darum geht, dem Volke klar zu machen, dass sie nicht mehr finanzierbar ist. Schöngerechnet wurde immer. Ohne zu lügen, zu betrügen, zu täuschen, ohne Privatisierungslügen wäre die Verdummung nicht denkbar. Seit Jahrzehnten wird darüber wellenartig eine verquere Pseudodiskussion geführt. Der deutsche Michel schluckt, was von oben als letzte Wahrheit ihn erreicht. »Mehr Rente für Arme, weil sie früher sterben« – dieseSchlagzeile der Bild vom 9. April ist so heftig wie ungewöhnlich. Arme, Altersarmut gibt es offiziell gar nicht. Über Arme wird nicht geredet. Die Datenlage auf diesem Gebiet, die »aussagefähig« gemachte Statistik kennt nur wachsenden Wohlstand in Prozent und Euro. Wo das nicht so sein sollte, ist jeder selber schuld und hat scheinbar nur die deutschen Tugenden nicht. Nun sind wir gespannt, wie die Bevölkerung die Sache diskutiert. Obwohl eine solche Schlagzeile viel inhumanen Zynismus atmet, ist bei Teilen der Bevölkerung genau die offiziell erwünschte Meinung zu erwarten – die da einfach, simpel und dummdreist Armsein mit »zu faul« verbindet. Diese Logik gebietet es geradezu als Gerechtigkeit, dass Arme früher sterben. Ob es wohl in diesem Lande noch Bevölkerungsteile gibt, deren Gerechtigkeitsempfinden, Humanismus und Menschsein sich mit Vernunft und Verstand vom Primitivsten unterscheiden? Vielleicht lässt sich an der Diskussion das Bildungsniveau im Lande ablesen.
Roland Winkler, Aue
Veröffentlicht in der jungen Welt am 13.04.2021.
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