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Leserbrief zum Artikel Deutsche Literatur: Es bleibt die Veränderung vom 27.03.2021:

Warnung für die Zukunft

Der Artikel von Kai Köhler über Heinrich Mann hat dankenswerterweise viele Seiten dieses großen Literaten und Denkers gewürdigt. Ich denke, eine andere Seite sollte hinzugefügt werden, die des Politikus. Aus seinen politischen Essays, die sowohl die Zeit vor, während und nach dem Faschismus beleuchten, lassen sich meiner Meinung nach die Haltungen Manns gerade zu den Entwürfen einer besseren Gesellschaft gut ablesen. Er hat besonders mit Blick auf den Aufbau einer besseren Gesellschaft, die er ja bekanntlich in der sich bildenden DDR sah, schon 1944 klare Aussagen über die Wirtschaft gemacht: »Keine Rüstungsfabrikanten mehr, besonders nie, nie wieder die Herrschaften, die sich die Industrie nannten.« Heinrich Mann sah für sich und seinesgleichen nur eine Zukunft, und die war und ist verbunden mit dem Proletariat, das, so Mann, im Faschismus beraubt und ausgebeutet wurde, um es »zu einem Teil … auszurotten«, also Widerstandskämpfer, besonders Kommunisten, während »den übrigen aber die innere und äußere Haltung von Höhlenbewohnern« beigebracht worden sei. Heinrich Mann hat im französischen Exil erlebt, wie ihm, dem Verbotenen, Signale aus der Arbeiterschaft durch ihre »Funktionäre« zugetragen wurden (1936), worin sie ihm für »seine Arbeit (im Exil) dankten« und ihn bei seiner Arbeit »ermutigten«. Weiterhin versicherten sie ihm, dass er einst in einem freien Deutschland leben (könne). Zu ergänzen wäre, dass sich Mann dabei besonders auf sehr bewusste »Klassengenossen« (Proletariat zusammen mit Intelligenz!) bezog, wie zum Beispiel Fiete Schulze, Etkar André und Rudolf Claus – allesamt hingerichtet. Beinahe schwärmerisch sprach er von eben diesen und sah in Ihnen die »neuen Deutschen« in »neuer, herrlicher Gestalt«. Als Warnung für die Zukunft aber auch diesen Satz: »Arbeiter, vertraut den Intellektuellen zuletzt. Sie waren im Lande nicht gut – nach außen fast nie; aber natürlich müsst ihr ermitteln, welche von ihnen trotz allem zu brauchen sind; und eure Freunde kennt ihr ohnedies.« (1936) Auch wenn wir zur Zeit außer durch Kuba, die VR China und einige Ansätze in Lateinamerika nur wenige Beispiele für tragfähige Zukunftsentwürfe ausmachen können, sah Heinrich Mann im »herannahenden Kommunismus … das Wirkliche, es bricht sich Bahn durch den Schwindel der Hitlerei. Dabei bleibt es, sollten auch die ersten Versuche scheitern oder ausarten.« (1933) Um auch den Unterschied zu seinem Bruder Thomas Mann deutlich zu machen, hat Heinrich nicht nur davon gesprochen, dass der »Antikommunismus … die Grundtorheit unserer Epoche« sei, sondern dass es der »Antibolschewismus« sei. Vorausahnend richten sich die ideologischen Sturmgeschütze des Imperialismus auf die Kommunistischen Parteien Chinas und Kubas, weil diese auch den Lenin verstanden haben. Man sollte die Lernbereitschaft und Lernfähigkeit der Bourgeoisie nie unterschätzen. Ihre Acht-Groschen-Jungs besonders aus der IT-Branche zählen zu den Jahrgangsbesten.
Manfred Pohlmann, Hamburg
Veröffentlicht in der jungen Welt am 31.03.2021.
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