Leserbrief zum Artikel Cyberkriminalität: Patientendaten in Frankreich veröffentlicht
vom 27.02.2021:
Unsicher, teuer, nutzlos
Vielen Dank für den Artikel über den Datenskandal in Frankreich! Kürzlich wurden auch Daten von Tausenden PsychotherapiepatientInnen in Finnland gehackt, die betroffenen PatientInnen wurden zur Zahlung von Bitcoins erpresst, und ihre Daten wurden ins Darknet gestellt. Damit sind das private Glück und die Karrieren von Tausenden unwiderruflich zerstört. Und jetzt das Gleiche in Frankreich. Die Frage ist nicht, ob gehackt wird, sondern wann. Kaum bekannt in der Öffentlichkeit und in der Presse ist bislang, dass in Deutschland per Gesetz Arztpraxen, Kliniken, Apotheken und weitere Dienstleister im Medizinbereich zwangsvernetzt werden, damit die Patientendaten der deutschen Bevölkerung der Gesundheitswirtschaft zur Verfügung gestellt werden können. Wer aus Datenschutzgründen den dazu nötigen Router nicht in der Praxis installieren lässt und sich damit nicht an das Gesundheitsnetzwerk (»Telematikinfrastruktur«) anschließt, wird jedes Quartal mit einem Gehaltsabzug von 2,5 Prozent bestraft. Zehn bis zwölf Prozent der ÄrztInnen weigern sich trotz der Abzüge, hier mitzumachen. Bisher sind mehrere Milliarden Euro der gesetzlich Versicherten in die Kassen der IT-Industrie gespült worden. Einen Nutzen hat die Telematikinfrastruktur (TI) nicht nachweisen können. IT-Spezialisten haben gezeigt, dass die Sicherheit der TI mangelhaft ist. Also ist die TI unsicher, teuer und nutzlos. Die Mainstreampresse berichtet nicht darüber, aber eine gesellschaftliche Diskussion darüber ist dringend erforderlich. Gerne steht unser bundesweites »Bündnis für Datenschutz und Schweigepflicht« aus ÄrztInnen, PsychotherapeutInnen und PsychologInnen für Fragen zur Verfügung.