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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Marrokko unter Druck: »Deal« gegen Völkerrecht vom 07.01.2021:

Mitverantwortung am Krieg

In Ergänzung zum Artikel über die Reaktionen auf die Anerkennung von Marokkos Besatzung der Westsahara durch den scheidenden US-Präsidenten Donald Trump als Gegenleistung für die »Normalisierung« der Beziehungen zwischen Marokko und Israel möchte ich daran erinnern, dass Israels Regierung seit 1975 den damaligen marokkanischen König Hassan II. in seinem Krieg gegen die sahrauische Befreiungsfront Polisario unterstützte. Hassan II. bezog Panzer und Panzerfahrzeuge der französischen Typen AMX und APC aus Israel, und nach einem Empfang des israelischen Premierministers Shimon Peres in Rabat im Jahr 1986 flogen elf israelische Offiziere und Abwehrspezialisten in die Westsahara, um die marokkanischen Befestigungsmauern zu inspizieren. Der Journalist Karl Rössel berichtet in seinem 1991 erschienenen Buch »Wind, Sand und (Mercedes-)Sterne. Westsahara: Der vergessene Kampf für die Freiheit«, wie er in einer Ausstellung von Waffen, die die sahrauische Befreiungsarmee von den marokkanischen Truppen erbeutet hatte, »Kisten voller Uniformen aus Israel, daneben gestapelte Minen und Bomben aus den USA, Frankreich und Großbritannien und Hunderte von Maschinengewehren aus Brasilien, Belgien und auch ›made in Germany‹« (S. 276) gesehen hat. Letzteres zeigt, dass neben Israel auch die BRD eine Mitverantwortung am Krieg in der Westsahara trägt. Dabei ist zu betonen, dass so, wie wir deutschen Linken nicht für die von uns kritisierten Waffenexporte der BRD verantwortlich gemacht werden möchten, auch die israelische Bevölkerung nicht für die (oft im Geheimen erfolgende) Politik ihrer Regierung verantwortlich gemacht werden darf, wobei letztere für ihre unrühmliche Kriegshilfe für Marokko scharf zu kritisieren ist.
Thomas Tews
Veröffentlicht in der jungen Welt am 08.01.2021.