Leserbrief zum Artikel Geburtstag: Wenn da nicht Ulbricht gewesen wäre
vom 25.11.2020:
Was gehört zum Sozialismus?
Es ist gut und wichtig, wenn Mitstreiter Genossinnen und Genossen in Erinnerung bringen, die für den Sozialismus in der DDR von Beginn an standen und in wahrlich schwierigen Jahren auf allen Ebenen von Partei und Staat den Beweis erbrachten, dass Sozialismus machbar ist und vier Jahrzehnte ohne Kapital und Ausbeutung lebensfähig war. Viele wissen noch, wie entscheidend die Kollektivierung der Landwirtschaft der DDR war und welche Leistungsfähigkeit sie erreicht hat. In Erinnerung ist ebenso die »inhaltslose Agitation der SED«: Agitatoren auf dem Lande, die mit allen Mitteln und Methoden eine Bauernklasse sahen, die sich nicht nach der Einzelwirtschaft zurücksehnte. Was geschieht in wessen Interesse? Eine Frage, die heute ganz anders zu beantworten ist. Die Begebenheit, von der Egon Krenz schreibt, ist ganz und gar nicht inhaltslos – vieles haben wir zusammengetragen, womit wir das Scheitern des ersten Sozialismusversuchs erklären. Haben wir vielleicht viel zu wenig von dem gehabt, es unterdrückt, was zum Sozialismus elementar gehört?
Haben wir mit Verletzungen dieser Art vielleicht übermäßig dazu beigetragen, dass Karrieristen Eingang gefunden haben, die gekuscht, nach dem Munde geredet haben und denen die Überzeugung von der Sache abging? Wir konnten nach 1989 mehr als genug davon erleben – und das bis heute. Erwähnenswert sind die anderen, die Hoffnung und Zuversicht geben. Unser erster Präsident Wilhelm Pieck hatte zum Thema schon 1952 bemerkt: »Die Erfahrung zeigt, dass das Schweigen über gewisse Dinge nicht hilft, sondern schädlich ist, und wir dem Gegner das Feld überlassen. Die offene Aussprache über Mängel unserer Arbeit, über aufgetretene Missstände, über unsere wirklichen Schwierigkeiten ist ein sehr entscheidender Faktor und unentbehrlich für die Gewinnung des Vertrauens des Volkes zur Partei und zur Regierung.« Ganz ähnliche Gedanken hat Lenin hinterlassen. Und wie sind wir damit umgegangen, welche Persönlichkeiten wurden oft entwickelt und gefördert?
Haben wir mit Verletzungen dieser Art vielleicht übermäßig dazu beigetragen, dass Karrieristen Eingang gefunden haben, die gekuscht, nach dem Munde geredet haben und denen die Überzeugung von der Sache abging? Wir konnten nach 1989 mehr als genug davon erleben – und das bis heute. Erwähnenswert sind die anderen, die Hoffnung und Zuversicht geben. Unser erster Präsident Wilhelm Pieck hatte zum Thema schon 1952 bemerkt: »Die Erfahrung zeigt, dass das Schweigen über gewisse Dinge nicht hilft, sondern schädlich ist, und wir dem Gegner das Feld überlassen. Die offene Aussprache über Mängel unserer Arbeit, über aufgetretene Missstände, über unsere wirklichen Schwierigkeiten ist ein sehr entscheidender Faktor und unentbehrlich für die Gewinnung des Vertrauens des Volkes zur Partei und zur Regierung.« Ganz ähnliche Gedanken hat Lenin hinterlassen. Und wie sind wir damit umgegangen, welche Persönlichkeiten wurden oft entwickelt und gefördert?
Veröffentlicht in der jungen Welt am 03.12.2020.