Leserbrief zum Artikel Geschichte der Arbeiterbewegung: Rote Verbände
vom 14.11.2020:
Zeit zum Handeln
Leo Schwarz zeigt sehr gut auf, dass eine bis heute unter Linken verbreitete rigorose Verurteilung der RGO als »sektiererisch« die Gemüts- und Kampfbedingungen der Arbeiterklasse verkennt. Elend und Not spitzten sich damals zu, und der ADGB-Führung fiel nichts anderes ein, als kämpferische Arbeiter auszuschließen und eine Stillhaltepolitik zu betreiben. Übrigens wurde auch Ernst Thälmann 1931 aus der Gewerkschaft ausgeschlossen. Und da musste die KPD als konsequentester Streiter für die Interessen der Arbeiterklasse entscheiden, was zu tun ist. Sollte sie sich hinter die verelendeten Massen stellen und versuchen, eine Kampffront zu schaffen, oder ihr Gesicht verlieren, indem sie die Beschwichtigungspolitik der freien Gewerkschaftsführung und der rechten SPD Führung duldet und evtl. unterstützt? Und dies alles unter sich ständig verschärfenden Klassenkampfbedingungen in einem äußerst knappen Zeitfenster und im Angesicht der immer stärker aufziehenden faschistischen Gefahr. Es war nur noch Zeit zum Handeln, keine Zeit für langatmige Analysen und theoretische Überlegungen.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 17.11.2020.