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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Propaganda: Letzte Hilfestellung für Trump vom 24.10.2020:

Gute Beziehungen

Wenn deutsche Medien über die letzte Fernsehdebatte zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem Herausforderer Joe Biden berichten, geht es im wesentlichen nur um das, was die Kontrahenten zum Thema Corona zu sagen hatten. Interessant und von deutschen Medien verschwiegen ist aber eine Aussage von Biden zu Nordkorea und den »guten Beziehungen« zwischen Trump und Kim Jong Un. Trump hatte gesagt: »Having a good relationship with the leaders of other countries is a good thing, not bad« (Eine gute Beziehung zu den Führern anderer Länder zu haben ist eine gute Sache und nicht schlecht). Um dies als falsch hinzustellen, erwidert und argumentiert Biden: »Look, we (the USA) had good relations wih Hitler before he invaded Europe« (Schauen Sie, wir hatten gute Beziehungen zu Hitler, bevor er in ganz Europa einfiel). Endlich sagt es mal ein Offizieller – nämlich ein ehemaliger Vizepräsident der USA: Die USA hatten also gute Beziehungen zu Hitler – auch als dieser schon KZs errichtet hatte, das Ermächtigungsgesetz bestand und Oppositionelle und Juden fliehen mussten. Schlecht wurden die Beziehungen zu Hitler erst, als er 1939 seine Invasion in Europa begann … Solche Aussagen werden in den deutschen Mainstreammedien wohlweislich nicht zitiert. Man feiert ja die USA als Befreier Europas – während die Sowjetunion allmählich als Hauptschuldiger für den Zweiten Weltkrieg hingestellt wird. Das erinnert mich auch an eine TV-Botschaft von US-Präsident Ronald Reagan an die US-Bürger (und die Welt), nachdem im April 1982 die damalige Militärdiktatur Argentiniens die Falklandinseln besetzt hatten. Die USA wussten zunächst nicht, wie sie auf die Besetzung der Falklands reagieren sollten, waren unsicher, wollte irgendwie beide Seiten, UK und Argentinien, beschwichtigen. Damals sagte Reagan in die Kameras und Mikrofone: »Look, we are friends with both of them ...« (Schauen Sie, wir sind mit beiden befreundet …) Also, der US-Präsident bestätigte freundschaftliche Beziehungen mit der damaligen Militärdiktatur Argentiniens, unter der Tausende Oppositionelle ermordet wurden. Eine Methode war bekanntlich, die Opfer per Helikopter ins Meer zu schmeißen. (…) Daran sollten sich die heutigen Mainstreamredaktionen mal erinnern, wenn sie heute über »Diktaturen« fabulieren.
Frank Andreas Flick
Veröffentlicht in der jungen Welt am 27.10.2020.