Leserbrief zum Artikel Der schöne Schein: Maß der Arbeitszeit
vom 01.07.2020:
Hände weg von China
»Wenn es in einem Land einen entwickelten Kapitalmarkt gibt, wie etwa im heutigen China, kann man daraus schließen, dass es sich um ein kapitalistisches und kein sozialistisches Land handelt«, schreibt Lucas Zeise. Wo A, da kein B – eine sehr statische Betrachtung. Hans Heinz Holz hat darauf hingewiesen, dass das Denken in Widersprüchen bereits der traditionellen chinesischen Philosophie eigen ist. Die chinesischen Kommunisten wissen, dass die Lösung eines Widerspruches den nächsten gebiert. Wie schon Lenin binden sie ausländisches und auch inländisches Kapital ein, um die sozialistische Entwicklung des Landes zu forcieren. Dass dieser Fortschritt immer gefährdet ist, ist ebenso wahr wie die Tatsache, dass es der KP China bisher stets gelang, den Tiger zu reiten. Die bisherigen Errungenschaften sind unter kapitalistischer Entwicklung bei den historischen Ausgangsbedingungen nicht denkbar, wie ein Blick über die Grenze nach Indien zeigt: Z. B. wurden 700 Millionen Menschen seit 1978 aus der Armut befreit (70 Prozent der weltweiten Zahlen), stieg die Lebenserwartung seit 1949 von 35 auf 76 Jahre. Marxismus und Sozialismus, Führung des Staates durch die Partei sind in der Verfassung und in den grundlegenden Parteidokumenten fest verankert. Die beginnende militärische Einkreisung der VR China, führend durch die USA, hat ihren Grund in diesen Erfolgen, die weltweit ausstrahlen. »Hände weg von der VR China« muss integraler Bestandteil internationalistischer Arbeit werden.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 04.07.2020.