junge Welt: Jetzt am Kiosk!
Gegründet 1947 Dienstag, 14. Mai 2024, Nr. 111
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben
junge Welt: Jetzt am Kiosk! junge Welt: Jetzt am Kiosk!
junge Welt: Jetzt am Kiosk!

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Gesundheitswesen in der BRD: Finanzspritze für Kliniken vom 06.06.2020:

Profitorientierung kontra Humanismus

Beim Lesen des Beitrages fiel mir natürlich gleich wieder das Markt- und Profitprinzip für das Gesundheitswesen inklusive der Pharmaindustrie auf. Gesundheit als höchstes Gut zu vermarkten ist lebensfeindlich. Da denke ich beispielsweise an die »Gebührenordnung für Ärzte«, worin alle Behandlungsformen in bare Münze umgerechnet werden. Der Eid des Hippokrates hat hierbei also überhaupt keine ethische Bedeutung. Jegliche finanzielle Gewinnorientierung in der Medizin läuft dem humanistischen Gedanken zuwider. Ich denke da auch an die liquidierten Kinderkrankenhäuser in Berlin. Das einst erste und älteste Kinderkrankenhaus in der Hansastraße von Weißensee liegt seit Ende der neunziger Jahre verkommend im Dornröschenschlaf. Über 10.000 gesammelte Unterschriften gegen die Schließung gingen der Mehrzahl der Abgeordneten am Arsch vorbei. Hier zeigte sich, was die BRD unter Demokratie versteht. Später wurde auch das Kinderkrankenhaus Lindenhof in Lichtenberg dichtgemacht. Für das Gesundheitswesen ist lebenswichtig und auch rational, viele Standorte zu haben, um auf kurzem Weg medizinisch helfen zu können und nicht erst mit teuren Hubschraubereinsätzen tätig zu werden. Das verlangen die Allgemeinmedizin und die Vernunft. Darüber hinaus existieren logischerweise Spezialkliniken als Zentren. Das gab es in der DDR, an deren medizinischem Personal sich die BRD einst durch Abwerbung gesundstieß. Dennoch war das Gesundheitswesen der DDR vorbildhaft, weil es nie dem Profit gehörte. Im übrigen kann man nur von einem Krankenwesen sprechen, wo der Minister keine Fachkompetenz besitzt. In der DDR waren die örtlichen Räte für Gesundheitswesen auch immer gestandene Ärzte – ebenso wie die meisten Gesundheitsminister. Die sprichwörtliche Kehrtwende zum Kapitalismus offenbarte anderes. So wurde in Berlin-Weißensee beispielsweise ein Maschinenbauingenieur Bezirksstadtrat für Gesundheit. Das zeigt, welchen praktisch-moralischen Stellenwert die Gesundheit in diesem Staat wirklich hat – einen profitsüchtig-ökonomischen. Das hat aber keine Zukunft.
E. Rasmus