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Leserbrief zum Artikel Industrie sucht Erntehelfer: Ausgebeutet auf dem Acker vom 27.03.2020:

Noch andere Gründe

Wie es der Zufall manchmal will, habe ich heute durch einen jungen erwerbslosen polnischen Mann, der in Deutschland aufgewachsen ist, erfahren, wie sich ihm der Versuch, als Spargelerntehelfer in Beelitz zu jobben, dargestellt hat. Der Hofbesitzer hatte seine Jobsuche sehr begrüßt und hohen Stundenlohn (zwischen 13 und 17 Euro, also über dem deutschen Mindestlohn liegend) geboten, was mehr ist, als osteuropäischen Erntehelfern in den Vorjahren meist gezahlt wurde (fünf Euro). Das ist natürlich verlockend (...).
Als er morgens früh dort ankam, war niemand von der Betreiberseite zu sehen. Eine Gruppe polnischer Arbeiter, die schon länger dort zu arbeiten schien, bedrohte ihn mit dem Messer, nachdem sie vorher schon einen weiteren polnischen Arbeiter nachts geknebelt und verprügelt hatten, und vertrieben ihn. Er konnte dem Geschlagenen, der bei Nachbarn die Polizei und einen Krankenwagen um Hilfe gerufen hatte, gerade noch helfen zu entkommen und zurück nach Berlin zu fahren. Als der junge Mann den Chef des Hofs dann anrief und erklärte, warum er nicht zum Arbeiten geblieben sei, behauptete dieser, das stimme nicht, und ihm sei nichts von dem nächtlichen Vorfall bekannt.
Es gibt also außer den geschlossenen Grenzen noch andere Gründe, warum die Bauern nicht genügend Arbeiter bekommen.
Cornelia Praetorius
Veröffentlicht in der jungen Welt am 31.03.2020.