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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Versorgung der Ärmsten: Obdachlose schutzlos vom 21.03.2020:

Kapitalismus ist die Krise

Zu Hause bleiben? Gelten die gut gemeinten Ratschläge bzw. Vorschläge der Bundeskanzlerin für alle »Mitbürger«? Wohl kaum in dieser ohnehin sozialökonomisch gespaltenen Gesellschaft. Wie soll der »zu Hause« bleiben, der kein Zuhause hat? Da müssen »Vorsichtsmaßnahmen« wie »häufiges Händewaschen und -desinfizieren« wie Hohn erscheinen. Was soll einer tun, der auf der Straße lebt und die Nächte in Kaufhausecken und U-Bahn-Schächten verbringen muss, von wo er vielleicht demnächst durch behördliche oder polizeiliche Anweisung vertrieben wird? Was soll der Obdachlose, euphemistisch »Wohnsitzlose«, tun, wenn ihm demnächst wie schon jetzt in Italien auch in Deutschland die Straße verboten wird? Suppenküchen, euphemistisch Tafeln genannt, sind bereits teilweise geschlossen, auch Hilfsbusse haben den Verkehr eingestellt. Und wie sollen sich angesichts der um sich greifenden Infektionsgefahr die Menschen verhalten, die an der türkisch-griechischen Grenze im Freien bei niedrigen
Temperaturen und unter menschenunwürdigen Verhältnissen existieren bzw. vegetieren müssen? Was ist aus den Versprechungen der Bundesregierung geworden, wenigstens elternlose Kinder aufzunehmen? Angesichts der »Coronakrise« geht es dem Kapital in erster Linie darum, die Aktienmärkte zu regulieren und einem Finanzcrash vorzubeugen mit riesigen finanziellen Hilfspaketen. Lenin stellt nicht nur die politische, sondern gleichzeitig damit die ökonomische Seite in den Mittelpunkt seiner Imperialismusdefinition.
Kapitalismus schafft nicht nur Krisen, er ist die Krise. Die chinesische kommunistische Regierung hat inzwischen – das müssen auch die hiesigen bürgerlichen Medien zugeben – die Coronaepidemie im Griff. Darüber sollte nicht nur die EU, sondern alle europäischen Regierungen sollten darüber nachdenken.
Eva Ruppert, Bad Homburg
Veröffentlicht in der jungen Welt am 24.03.2020.