Leserbrief zum Artikel Porträt: Exehrenbürger des Tages: Paul von Hindenburg
vom 28.02.2020:
Überfälliger Schritt
Es war allerhöchste Zeit, dass Berlin Paul von Hindenburg von der Ehrenbürgerliste gestrichen hat. Ein Mann, der von sich selbst behauptete, ihm sei der erste Weltkrieg »wie eine Badekur« bekommen, und der Hitler auf den Sessel des Reichskanzlers hievte, kann einer solchen Auszeichnung nicht würdig sein. Auch in meiner langjährigen Wahlheimatstadt Gotha bedurfte es vor etwa 15 Jahren erst einiger Anstrengungen, um die Stadtverordneten auf dieses Thema zu lenken, weil auch hier 1917 Hindenburg Ehrenbürger geworden war. Die anfänglichen Gegenargumente waren in keiner Weise überzeugend (z. B. dass ihn im gleichen Jahr zahlreiche andere Thüringer Städte auf dieselbe Art geehrt hätten). Auf der Internetseite der Stadt ist heute zu lesen, dass in der Zeit von 1826 bis 1990 24 Ehrenbürger ernannt wurden und acht von ihnen das in der Nazizeit verliehene Recht nach 1945/46 aberkannt wurde. Unter den Verbliebenen, die als »ehemalige Ehrenbürger« aufgelistet werden, befindet sich auch Hindenburg, aber auch der wohl unbescholtene bekannte Kartograf Hermann Haack. Hier hätte ich mir noch mehr Konsequenz gewünscht.
Ralph Dobrawa, Gotha
Ralph Dobrawa, Gotha