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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Christlicher Antisemitismus: »Verhöhnung der Juden unerträglich« vom 08.02.2020:

Bleibende Mahnung

Verfechter der Entfernung eines Monuments dieser Art müssen sich im Klaren darüber sein, dass sie sich mit einer Entfernung desselben der historischen Tatsache des Antisemitismus in der christlichen Kirche nicht entziehen, ebenfalls können sie das Geschehen damit nicht tilgen. Man sollte sich gerade in der evangelischen Kirche einmal vorstellen, welch ein Sturm der Entrüstung entfacht würde, sollte gefordert werden, dass ihr Gründer, Martin Luther, aus allen historischen Nachweisen entfernt werden müsse; es war gerade der Gründer des protestantischen Glaubens, welcher einen Judenhasser par excellence darstellte, und er äußerte dies bis hinauf auf die christlichen Kanzeln in den evangelischen Kirchen. Relikte und Dokumente dieser Art sollten immer erhalten bleiben, schon deswegen, um festzuhalten, dass sich auch die christliche Kirche, sei es protestantisch oder katholisch, im Laufe der Geschichte immer wieder am Antisemitismus beteiligt hat. Nicht nur, dass der protestantische Religionsgründer Martin Luther durch erheblichen Antisemitismus in Wort und Schrift auffiel, auch die katholische Kirche ist in dieser Frage kein unbeschriebenes Blatt. Es darf nicht vergessen werden, dass der Heilige Stuhl und der damalige Reichskanzler von Papen ein Reichskonkordat geschlossen haben. In dieser Abmachung wurde seitens der katholischen Kirche ein Stillhalteabkommen vereinbart und dem Naziregime der Weg der Judenvernichtung geebnet, im Gegenzug wurden katholische Gläubige und Geistliche geschont. Dieser Vertrag wurde am 20. Juli 1933 unterzeichnet und am 10.September 1933 ratifiziert; erschwerend kommt hinzu, dass dieses Konkordat bis heute seine Gültigkeit besitzt, d. h. die katholische Kirche hat sich bis zum heutigen Tage in keinster Weise ihrer Verantwortung gestellt, der Judenvernichtung zumindest in passiver Form Vorschub geleistet zu haben.
Georg Dovermann, Bonn
Veröffentlicht in der jungen Welt am 12.02.2020.