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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Gedicht zeigen: EVP 1,25 M vom 18.01.2020:

Zweifel und Ergänzungen

Natürlich ist die Aussage in einem Gedicht subjektiv. Ich wohne zwar nicht im Friedrichshain, aber heute ist er auch grau. Das hängt mit der Jahreszeit zusammen. Und das Bier in einer 0,33-l-Flasche – es war einfaches Helles – kostete überall in der DDR 48 Pfennige. Für die Flasche Pilsener in gleicher Größe bezahlte man 61 Pfennige, und in der Gaststätte kam jeweils noch ein Aufschlag hinzu. Ich war nicht privilegiert als Arbeiter bzw. Angestellter und konnte mit meinem Lohn respektive Gehalt zufrieden sein. Meine Miete beispielsweise betrug von meinem Einkommen zunächst in der Altbauwohnung mit Ofenheizung etwa vier Prozent, später in der Neubauwohnung knapp zehn Prozent. Und von Tütensuppe habe ich mich sehr, sehr selten ernährt, auch das Essen in einer Gaststätte war für höchstens fünf oder sechs Mark meist schmackhaft und sehr preiswert. Sehe ich heute in die Gesichter der Menschen, so sind dort öfter als früher in der DDR Sorgenfalten zu erkennen (…). Und oft geht es ums fehlende Geld oder Probleme mit dem sogenannten Arbeitgeber, der ja in Wahrheit ein Arbeitnehmer ist. Nicht selten spielt dabei auch das Jobcenter eine berühmt-berüchtigte negative Rolle. Zunehmend allerdings schauen manche missliebig auf ausländische Mitbürger. Aber das hängt mit der bewusst verursachten Politik von »Teile und herrsche« zusammen. Soweit meine Ergänzungen und Zweifel zur Gedichtaussage des Poeten Florian Günther.

DDR-Bewusstsein

Jahrzehnte vergeh’n.
Deine Jugend war schön,
Nicht von Reichtum verseh’n;
Aber angenehm.
Es gab zwar auch Sorgen,
Ja, recht viel sogar,
Doch der Tag und das Morgen
Bargen keine Gefahr.
Ein Sechser – drei Cent –
Fürs Brötchen mal.
Davon aber trennt
Dich die freie Wahl ...
Und überhaupt Geld,
War der Mittelpunkt nicht,
Welches heute verstellt
Uns die menschliche Sicht.
Bildung, Gesundheit – ach, fürwahr:
Galten einst als hohes Gut –
Zahlte keiner je in bar,
Doch heute zahlst du gar mit Blut.
Mit Blut, weil dir genommen ward,
Dein Eigentum, was bist du wert?
...
E. Rasmus