junge Welt: Jetzt am Kiosk!
Gegründet 1947 Sa. / So., 04. / 5. Mai 2024, Nr. 104
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben
junge Welt: Jetzt am Kiosk! junge Welt: Jetzt am Kiosk!
junge Welt: Jetzt am Kiosk!

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Fernsehen: Ein Bart für Kinder vom 22.11.2019:

Knackpunkt Gastfreundschaft

Kollege Habel überschätzt sicher die Bedeutung des Wortes »Fernsehfunk« in der zweiten Strophe des Liedes, welches die Kinder zur Begrüßung des Sandmannes bis Ende 1991 gesungen hatten. Die Verbindung »Fernsehfunk« gleich »Deutscher Fernsehfunk« gleich »DDR-Fernsehen« – welches Kind sollte das je verstehen? Nein, das war nicht der Knackpunkt. Rudolf Mühlfenzl (CSU; ab 15.10.1990 als Rundfunkbeauftragter der neuen Bundesländer mit der »Abwicklung« des Fernseh- und Rundfunks der DDR beauftragt, jW) wollte seinerzeit den Sandmann ganz weghaben, ist aber an den Protesten von Kindern und Eltern gescheitert. Aber wenig­stens die zweite Strophe konnte er wegzensieren. Die erfahrenen Radiergummis aus Goebbels’ Schreibstuben und ihre Lehrlinge, die Anfang der 90er die Medien der DDR übernommen hatten, wussten sehr wohl, welche Wirkung Sätze haben können, wenn sie Abend für Abend in den Wohnstuben dann auch noch von Sympathieträgern wiederholt werden.

Wie soll man da die rechte Politik machen und z. B. das Asylrecht abschaffen, und wie sollen aus den Kindern mal deutsche Herrenmenschen werden, wenn Eltern und Kinder jeden Abend »Sei unser Gast derweil« hören, finsterste DDR-Ideologie. Hier merkt doch jeder, den Menschen sollte Gastfreundschaft eingeimpft werden. Ein rechter Deutscher ist nicht gastfreundlich, es sei denn, man bezahlt dafür.
Lasst Euch also bitte nicht den Fernsehfunkbären aufbinden.
Bernd Beier, Benshausen
Veröffentlicht in der jungen Welt am 28.11.2019.