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Leserbrief zum Artikel Rechter Terror in der BRD: Der nächste »Einzelfall« vom 11.10.2019:

Missstände anprangern

Liebes Deutschland, nun bekommt dieses Land sein Erziehungsprodukt sowie die Folgen der »Vogel-Strauß-Politik« der letzten Jahrzehnte seit der direkten Nachkriegszeit zurück. In der Pädagogik gibt es einen Spruch, der da lautet: »Den Grund der Fehler seiner Zöglinge sollte der Erzieher immer zuerst bei sich selbst suchen.« Schon früh in den 60er Jahren durften Presseorgane in der BRD ungestraft behaupten, in Auschwitz sei kein Jude vergast worden, hier in der BRD durfte während der gesamten Nachkriegszeit behauptet werden, Polen habe den Zweiten Weltkrieg angefangen, weiter behaupteten diese rechtsnationalen Zeitungen, Adolf Hitler sei der größte Feldherr aller Zeiten gewesen. Weiter sprach man hier im Westen nach dem Zweiten Weltkrieg sehr schnell »vom Russen« und stellte die vermeintlichen Kriegsverbrechen Stalins sowie die große Schar an Kriegsgefangenen heraus, ohne auch nur ansatzweise eine Ursachenforschung zu betreiben. Bis weit in die 70er Jahre hinein sprach man von der Sowjetisch Besetzten Zone, SBZ, und reaktionäre Vertriebenenverbände weigerten sich anzuerkennen, dass die »Schuld« für die Existenz von zwei deutschen Staaten alleine bei Deutschland und seiner Geschichte mit dem einseitigen Feindbild des »Kommunismus« lag. Aber nicht nur in der früheren Vergangenheit der BRD liegt ein erhebliches Mitverschulden dafür, dass der Neofaschismus wieder salonfähig geworden ist. Die Politik, die Kommunalpolitik und vor allem die Verwaltungsgerichte sorgen dafür, dass den Neonazis wieder eine Bühne geboten wird und sie durch ihre Grölerei große Teile unserer Mitmenschen regelrecht diffamieren können. Bedauerlich ist, dass die meisten Presseorgane der bürgerlichen Presse nicht bereit sind, die Missstände bei der Politik und der Justiz und vor allem den Inhalt rechter Presse offen anzusprechen und darauf hinzuweisen, dass dem neuen Faschismus durch die laschen Genehmigungsverfahren eine erhebliche Legitimation verliehen wird. Selbst angeblich demokratische Presse handelt nach dem Prinzip: »Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus«, und lässt sich nicht dazu bewegen, den reaktionären Inhalt ihrer Kollegen zu kritisieren.
Georg Dovermann, Bonn
Veröffentlicht in der jungen Welt am 14.10.2019.