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Leserbrief zum Artikel Weltwirtschaftskrise: Großer Krach vom 30.09.2019:

Wurzeln des Fehlers

Der Autor analysiert Historisches, das aktuelle Bezüge zur modernen Ausbeutergesellschaft hat. Ihre Grundmechanismen waren und sind der Nährboden für reaktionäre und faschistische Entwicklungen. In diesem Zusammenhang geht er u. a. darauf ein, dass SPD, KPD und die Gewerkschaften durch ihre Politik in der Weimarer Republik keine ernsthafte Barriere gegen den Faschismus bildeten. Dazu gehöre auch die Denunziation der SPD als »sozialfaschistisch« durch die KPD. In keinem anderen Beitrag der letzten Zeit zur Novemberrevolution 1918 und zur Geschichte der KPD fehlt der Hinweis auf den politischen Schaden dieser These (selbstverständlich auch nicht in der »Erklärung der Historischen Kommission der Partei Die Linke« vom 18.9.2018). Der Autor verweist dabei auf den »Blutmai 1929«, der hier »scheinbar« der These eine Legitimation erteile. Ursachen für das Entstehen dieser These nennt auch er nicht. Sollten die verbliebenen marxistischen Historiker nicht doch einmal die längeren Wurzeln dieses Fehlers der KPD-Führung bloßlegen – der historischen Gerechtigkeit wegen? Ich denke dabei an die Niederschlagung der Novemberrevolution, an die Aufgabe ihrer ursprünglichen Sozialisierungsziele, an die Liquidierung der Bayerischen und Bremer Räterepublik, an die »Reichsexekution« gegen die linke sächsische Landesregierung 1923, an die Ermordung von Luxemburg, Liebknecht, Jogiches und Leviné. Repräsentanten in diesem Zusammenhang waren beispielhaft Ebert, Scheidemann, Noske, Zörgiebel und Hörsing (alle SPD). Dass der sozialdemokratische Vorwärts Kommunisten als »rotlackierte Faschisten« bezeichnete, sei am Rande erwähnt. Weitere Vorwürfe an die KPD als »bolschewistisch« und »stalinistisch« waren üblich. Kommunisten wird nichts verziehen – frei nach Herbert Wehner.
Eberhard Butter
Veröffentlicht in der jungen Welt am 21.10.2019.