Leserbrief zum Artikel Public Relations: Das grüne Mäntelchen
vom 09.09.2019:
Verkannte Meereskraft
Ein detaillierter Artikel über Schein und Sein beim so notwendigen Versuch, ökologisch (v)erträglicher zu produzieren, zu handeln und zu konsumieren. Ein Detail – ganz abgesehen von der fragwürdigen RWE-Macht samt CDU-Kungelei in NRW und der leicht drastischeren, verdienten Bezeichnung des freundlichen (?!) Riesen RWE auf den Fridays-for-Future-Demos (»Und wer ist das?« – »Scheiße!«): In der Nordsee handelt es sich wohl kaum um »Gezeitenkraftwerke« im engeren Sinn, eher um Meeresströmungskraftwerke. (…) Was mich seit Jahren wundert: Wieso die Meereswogenenergie so weitgehend totgeschwiegen wird. Just in der großbürgerlich-konservativen FAZ fand sich einmal ein ganzseitiger Artikel über diverse Bauformen dieser Kraftwerksart; ND berichtete nach der Erprobung von Pelamis vor Schottland; Dirk C. Fleck verwies im Anhang des fiktiven Werks »Das Tahiti-Projekt« auf Pelamis; vor Portugal lieferte die »Seeschlange« zeitweilig Strom. – Dabei müssten Meereswellen vielleicht weniger im relativ flachen und empfindlichen Wattenmeer, wohl aber in der Biskaya oder der Irischen See nicht nur größere Mengen Strom liefern können, sondern auch relativ regelmäßiger als etwa Photovoltaik, Solarthermie, Onshorewindanlagen – und fast so regelmäßig wie kleinere Laufwasserkraftwerke an Flüssen. Gerade Frankreich und Britannien verfügen über mehrere stark bewegte Meeresteile, so dass deren verantwortungsloses Festhalten an der Uranverstromung (mit etwa 20.000 Toten jährlich allein im Uranbergbau und mit den nicht optimal lösbaren Entsorgungsproblemen) nicht mehr tolerabel ist – so wenig wie Torf, Öl, Kohle und letztlich auch Erdgas.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 18.09.2019.