Leserbrief zum Artikel Klassiker der Kirchenkritik: Gänzlich ruiniert
vom 18.03.2019:
Klartext
Eugen Drewermann spricht Klartext, er gehört damit gewiss zu der inzwischen stark ausgedünnten geistigen Elite jener Theologen, die eigene Gedanken unverbrämt in Worte und Konsequenzen fassen. Für manche der aufgezeigten Erkenntnisse und Einordnungen braucht es dabei nicht mehr als einen gesunden Menschenverstand – und ein urchristliches Gottvertrauen. Zwei Voraussetzungen, die insbesondere die katholische Kirche bis zum heutigen Tag nicht nur außerordentlich vernachlässigt, sondern als profan und häretisch abgelehnt hat. So negiert der Zwangszölibat schlichtweg die menschliche Identität und Evidenz; die von der Institution Kirche offiziell dargestellten Wahrheiten sind mithin »folgerichtig falsch«. Es schließt sich ganz grundsätzlich die Frage an, was gültig ist für den (gemeinsamen) Glauben. Dienen wir ungenügend oder gar mitnichten, wenn wir mit humanitärer Vernunft interpretierten und handeln? Diese Frage bedarf, mehr denn je nach der Reformation, einer glaub- und glaubenswürdigen Antwort. Das harte Urteil des nicht atheistischen Philosophen Nietzsche etwa, dass »die Kirche exakt das ist, wogegen Jesus gepredigt hat«, könnte mit Gewissheit gemildert werden.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 19.03.2019.