Leserbrief zum Artikel Unzuverlässiger Mobilitätsgarant: Pünktlich wie die Bahn
vom 14.01.2019:
Bahn nicht wetteranfällig
Dem Artikel von Gerrit Hoekman kann ich großenteils zustimmen. Aber in einem Punkt irrt er sich. Die Bahn ist per se nicht wetteranfällig. Hoekman schreibt: »Der Zugverkehr ist anfällig für extreme Wetterlagen. Ein kräftiger Sturm kann den Fahrplan durcheinanderwirbeln, wenn Bäume auf die Gleise stürzen. Meterhohe Schneeverwehungen wie jetzt in Süddeutschland sind nicht gerade förderlich für die Pünktlichkeit.« Früher hatte die Bundesbahn in jedem größeren Bahnhof zumindest einen der bekannten gelben Oberleitungsreparaturwagen stehen. Wenn die Leitungen durch Stürme, Gewitter etc. gerissen waren, rückten sie aus, und die Leitungen waren in zwei, drei Stunden repariert, schlimmstenfalls dauerte es einen halben Tag. Jetzt aber gibt es z. B. in ganz Niedersachsen nur noch einen dieser Wagen, in Hannover. Kein Wunder, dass es jetzt mehrere Tage dauert, bis alles wieder funktioniert. Auch sind zahlreiche Weichenheizungen, Schneepflüge etc. eingespart worden. Die Bahn ist also durch das neoliberale Bahn-Management seit 1994 erst wetteranfällig gemacht worden. »Alle reden vom Wetter, wir nicht!« war der Werbespruch der Deutschen Bundesbahn in den 1970er Jahren. Und es stimmte tatsächlich. Nur deshalb war diese Werbekampagne so erfolgreich.