Leserbrief zum Artikel Free Mumia Abu-Jamal!: Neue Chance für Mumia
vom 12.01.2019:
Langer Atem
Dank an Jürgen Heiser für alle seine Übersetzungen, die uns Mumia Abu-Jamal und sein entsetzliches Schicksal nahegebracht haben, und auch für diesen nach so langer Zeit noch einmal Hoffnung machenden Artikel – wie absurd die Geschichte auch klingt, dass nun doch die verlorenen Prozessakten, ausgerechnet diejenigen, die Mumias Unschuld beweisen könnten, wieder aufgetaucht seien. Wie der US-Menschenrechtsanwalt Leonard Weinglass, der auch einmal einer von Mumias Anwälten war, schon 2004 sinngemäß sagte, als er über den Fall der »Cuban Five« u. a. auch vor Berliner Anwälten vortrug: »Man hätte den Fall Mumia Abu-Jamal längst vergessen, wenn es nicht die Unterstützung aus Übersee für ihn gäbe.« Und er machte uns damals darauf gefasst, dass wir zwar auch für die »Cuban Five« bzw. die »Los Cinco«, die ebenfalls zu Unrecht in US-Gefängnissen festgehalten wurden, einen langen Atem bräuchten, die Sache aber dennoch nicht aussichtslos sei. Als in Justizangelegenheiten ohnehin ziemlich Ahnungslose und erst Recht in US-Justiz Unbewanderte habe ich für mich daraus geschlossen: Die US-Justiz genießt zwar einen Spielraum für Willkür, wer aber nicht aufgibt und genügend Rückhalt hat, nicht zuletzt auch finanzielle Unterstützung für die Verteidigung zur Verfügung stellen kann, der hilft der Strafverteidigung, die Gesetzesparagraphen ins Feld zu führen, die für den Sieg der Gerechtigkeit auch in der US-Justiz zur Verfügung stehen, so dass sie zur Anwendung kommen. »Ende gut, alles gut?« – Aber nein, natürlich nicht. Selbst Schmerzensgeld und Haftentschädigung können die verlorene Lebenszeit nicht mehr ersetzen. Immerhin aber ist auch dieser Fall ein Fanal und ein Beispiel, aus dem man so vieles lernen kann.