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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Rosa-Luxemburg-Konferenz 2019: Hammer und Kompass vom 07.01.2019:

Die Massen ergreifen

Zu Recht wird die jW von allen Seiten gelobt für ihre objektive und gut recherchierte Berichterstattung. Auch die beiden Beiträge der jungen Autorinnen gehören mit zu diesen lobenswerten Artikeln. Trotzdem möchte ich als ältere Leserin und Außenstehende, weil nicht Parteimitglied, auf einen Aspekt hinweisen, der in all diesen Darlegungen ausgeblendet wird. Und das ist der alteingefleischte und verhärtete Antikommunismus, der die gesamte Geschichte der Bundesrepublik bestimmte und bestimmt und der von den Faschisten, ja sogar von der Weimarer Republik vererbt und nie aufgegeben wurde. Der Begriff Kommunist galt und gilt immer noch als Schimpf und Schande. Denken Sie nur daran, wie Gesine Lötsch einmal öffentlich diesen Begriff gebraucht hat (in jW vom 3.11.2011 in ihrem Gastbeitrag »Wege zum Kommunismus«). Ein Sturm der Entrüstung durchfuhr das Land, und Gesine hat sich sogar dafür noch entschuldigt, wenn ich mich recht erinnere. Die DDR gilt demnach als ein Unrechtsstaat, weil sie sich sozialistisch genannt hat, und jeder geht davon aus, dass das auch so war. Denn immer wenn von diesem Land die Rede ist, wird sie als Unrechtssystem diffamiert. Und Stalin hat angeblich schlimmere Verbrechen begangen als die Nazis. Noch heute wird in Krimis von der »Russenmafia« gefaselt, die überall ihre Untaten verübt. Mit Putin an der Spitze. Es sollte eine der wichtigsten Aufgaben der Linken sein, mit diesem Unsinn gründlich aufzuräumen und die Geschichtsbetrachtung in Deutschland vom Kopf auf die Füße zu stellen. Es kann doch nicht sein, die KPD wurde in den fünfziger Jahren mir nichts, dir nichts verboten, während die Nazis überall im Land einfach so weitermachen konnten und können wie zu Hitlers Zeiten! Und bis heute soll es unmöglich sein, Naziparteien zu verbieten? Das alles ist möglich in Deutschland, liebe Linke, weil Ihr zerstritten und in kleine Grüppchen zersprengt seid, die sich auch noch gegenseitig schlechtmachen. Ihr habt die klare und kluge Sahra Wagenknecht und bräuchtet einfach nur stolz sein, dass Ihr sie habt. Aber was macht ihr? Dreht ihr das Wort im Munde um und fallt ihr in den Rücken. Eigentlich tut Ihr all das, was der kapitalistische Staat von euch erwartet. Der hat nämlich bei euch das alte Prinzip »Teile und herrsche« bestens verwirklicht. Mein zweiter Rat an Euch wäre also der ganz alte Satz von Karl Marx: »Kommunisten, vereinigt euch!« Streitet nicht darum, was Euch trennt, sondern denkt an das, was Euch alle verbindet, und werdet endlich zu der ersehnten Macht, die die Massen ergreift!Wenn Ihr das nicht schafft, werden wir demnächst gemeinsam im dritten Weltkrieg untergehen.
Das meine ich so ernst, wie es dasteht.
Edda Tunn, Berlin
Veröffentlicht in der jungen Welt am 08.01.2019.