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Leserbrief zum Artikel Geopolitik: Der neue Kalte Krieg vom 17.12.2018:

Nachdenkenswert

Den auf der Themenseite abgedruckten Text der Herren Aggelidis und Neu fand ich sehr bemerkenswert und zum Nachdenken und zur Diskussion anregend. Beeindruckend sind die offenbar sehr sorgfältig recherchierten Fakten der Autoren und die daraus abgeleiteten Zusammenhänge. Hier waren Insider am Werk. Allerdings brauchte man bei der Lektüre ein gewisses Durchhaltevermögen. Denn ihre Ausgangsthesen sind sehr fraglich. Zuzustimmen ist den Autoren, dass der Kalte Krieg nie aufgehört hat. Aber wann hat er begonnen? Zweifellos nicht erst nach 1945, sondern bereits mit der Oktoberrevolution 1917. Daraus folgt eben nicht, dass der »Grundwiderspruch zwischen den Großmächten (welchen?)« im Konflikt »um Einflussräume und die dahinterstehenden ökonomischen Interessen« bestand, sondern es handelte sich um einen Gegensatz zwischen der Arbeiterklasse, die sich anschickte, die Macht zu übernehmen, und den imperialistischen Staaten. So uneinig diese sich bis zum Ende des Ersten Weltkrieges waren, so einig waren sie sich (sieht man von taktischen Ränkespielen oder vom durch erst die Völker erzwungenen Kampf gegen Nazideutschland einmal ab), wenn es gegen Sowjetrussland ging. Klassenkampf eben. Nachdem man den Sozialismus in Europa niedergerungen hatte und hier der Klassenwiderspruch (vorerst) zugunsten des Kapitals entschieden worden war, traten dann die Widersprüche zwischen den kapitalistischen Hauptmächten wieder offen hervor. Eigentlich ganz einfach, wenn man Lenin gelesen hat. Die faktische Kolonialisierung Osteuropas musste zwangsläufig die Folge sein, genauso wie die sich anbahnende militärische Auseinandersetzung mit dem nun kapitalistischen Russland.
Das heißt nicht, dass wir nicht Partei ergreifen müssen. Wir müssen es schon, um einen Krieg zu verhindern – Partei ergreifen gegen die imperialistischen Hauptmächte und für Russland, wie es die Autoren richtigerweise dann auch tun. Nebenbei, wenn man die Vereinigung der Krim mit Russland als eine »Sezession der Krim und ihre völkerrechtswidrige (!) Integration in die russische Föderation« bezeichnet, ist man genau der Deutungshoheit der herrschenden bürgerlichen Argumentation aufgesessen. Die Abspaltung des Kosovo, selbst die Vereinnahmung der DDR waren dann mindestens gleich völkerrechtswidrig. Aber, wie ist das: Wenn zwei das gleiche tun ...
Peter Wachata
Veröffentlicht in der jungen Welt am 20.12.2018.
Weitere Leserbriefe zu diesem Artikel:
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