Gegründet 1947 Freitag, 26. April 2024, Nr. 98
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Flüchtlingspolitik: Libyen, ein Alptraum vom 17.11.2018:

Geld in Heimatländer stecken

Nicht alle machen sich auf den Weg, weil sie im Heimatland verfolgt und gefoltert werden. Viele machen die Foltererfahrung erst auf der Reise. Einige (viele?) erhoffen sich einfach ein besseres Leben und einen Job und dass sie ihrer Familie Geld nach Hause schicken können. Das würden wir genauso machen! Aber müssen sich deshalb schwangere Frauen, die nicht schwimmen können, in Schlauchboote setzen? Welche individuelle Verantwortung tragen diese Menschen für den Weg, für den sie sich entscheiden? Wenn es in den Herkunftsländern keine Sozialsysteme gibt, ist es ihre Verantwortung gegenüber den Familien, für sie zu sorgen. Dass sie auf dem Weg in Länder, die nicht bereit sind, ihnen diese Hoffnung zu geben, in die Hände von Schleppern fallen, ist nicht nur Schuld der Zielländer, sondern auch dem sozialen Druck und der Fehlinformation im Heimatland geschuldet.
Selbst wenn offizielle legale Möglichkeiten zur Arbeitsmigration geschaffen werden, wird es einen großen Teil von Ungebildeten geben, die hier bei uns nach drei Jahren Ausbildung (wenn sie die denn überhaupt schaffen) auf dem europäischen Arbeitsmarkt kaum Chancen haben. Diesen wird man die legalen Möglichkeiten verweigern, wenn sie zu Hause schon einen Deutschkurs machen oder dort eine Ausbildung nachweisen müssen – die sie nicht schaffen werden.
Von sechs Migranten, mit denen ich zu tun habe, werden nur drei in absehbarerer Zeit in Deutschland für sich selbst sorgen können (einer davon wird abgeschoben, trotz Jobs), ob sie im Heimatland verfolgt wurden oder sich dort auch etwas aufbauen hätten können, wissen nur sie selbst. Aber das ist nur meine persönliche kleine Stichprobe, die Realität mag anders aussehen.
In den Heimatländern Jobs schaffen! Was wir hier in die Verwaltungsbürokratie für Asyl stecken, könnte in den Heimatländern Produktivität entfalten.
Thomas Kuhlmann