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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Nachruf: Eine Kämpferin ohne Heuchelei vom 30.06.2018:

Lebensfreude und Zivilcourage

Für den Nachruf auf Felicia Langer möchte ich Ihrer Zeitung ein großes Dankeschön sagen, selbstverständlich auch dem Autor Norman Paech! Wir hatten Frau Langer zweimal als Vortragende bei unserem ehemaligen Verein Forum Republik in Dachau, welcher in den achtziger Jahren von Klaus Ulrich Spiegel gegründet und von mir ab 2002 bis 2010 weitergeführt worden war. Dem hervorragenden Text von Herrn Paech zur Person Felicia Langers ist nichts hinzuzufügen. Sie war zuletzt im Dezember 2002 Gast in Dachau. Ich erinnere mich noch an die Rückfahrt zum Münchner Bahnhof, bei der ihr Mann Mieciu laufend jüdische Witze erzählte, gut drauf war und Lebensfreude austrahlte.
Frau Langer zeigte in Grafiken, wie stark zersplittert schon um 2000 herum die palästinensischen Restgebiete im Westjordanland waren, und fragte, wie dort ein funktionierender palästinensischer Staat entstehen solle. Im Jahr 2002 hatte Jürgen Möllemann für Aufregung gesorgt, weil er ein angeblich antisemitisches Flugblatt im NRW-Wahlkampf verteilt hatte. Frau Langer fragte, wer denn den Text dieses Flugblattes kenne und was daran antisemitisch sei. Sie hatte nichts gegen diesen Text. Erwähnen möchte ich noch, dass es bei der Ankündigung von Frau Langers Vortrag eine Intervention von Charlotte Knobloch aus München gab. Sie erwartete vom Dachauer Kulturamtsleiter, dass er den Saal der Stadt Dachau nicht für Frau Langer zur Verfügung stelle. Das konnte nach Rückfrage bei mir durch die souveräne Haltung des Kulturamtes verhindert werden. (In München gibt es ja auch keine »Stolpersteine«, die an ermordete Juden erinnern, in Dachau gibt es sie schon.) Unser Vorschlag, den alle zwei Jahre von der Stadt Dachau vergebenen Preis für Zivilcourage zusammen an Felicia Langer und an Sumaya Farhat-Naser (eine Palästinenserin, 2004 in Dachau) zu vergeben, wurde mit der fadenscheinigen Begründung weggewischt, wir seien laut Preissatzung nicht vorschlagsberechtigt. Nun, sie hat 2009 das Bundesverdienstkreuz erhalten für eine nicht hoch genug einzuschätzende Lebensleistung und Zivilcourage. Wir denken an sie.
Emmo Frey
Veröffentlicht in der jungen Welt am 05.07.2018.