Leserbrief zum Artikel Antifaschismus: »Fühle mich dem russischen Volk verbunden«
vom 12.05.2018:
Für Frieden kämpfen
Am 9. Mai, dem 73. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus, bin ich auf dem Weg nach Treptow zum sowjetischen Ehrenmal. Viele Menschen, hauptsächlich russische Frauen mit großen Blumensträußen, ich erkenne sie an der Sprache, begegnen mir. Ich frage, wo man Blumen, ich denke an rote Nelken, kaufen könne. Eine der Frauen antwortet, es gebe keine Möglichkeit; gleichzeitig löst sie aus ihrem Strauß eine große Nelke und überreicht sie mir. Das ist mein schönstes Erlebnis an diesem Tag. Plötzlich fühle ich mich befreit, die Last der Erinnerung an die Jahre des Faschismus weicht dem Gefühl der Freundschaft mit dem russischen Volk. Die Russin kann nicht ahnen, welche Empfindungen sie in mir wachgerufen hat: diese Nelke ist ein Zeichen der Verbundenheit, ja der Freundschaft und des Friedens über alle Gräber und Gräben hinweg. Nicht weit entfernt eine Gruppe junger Russinnen in Uniform, an ihrer Seite eine Mutter mit Kind. Stolz und Freude steht ihnen im Gesicht geschrieben, Sinnbild des Sieges der Sowjetarmee vor 73 Jahren.Ich fühle mich verbunden mit den vielen Menschen aus allen Ländern, die sich auf der großen Treppe vor dem Denkmal drängen. Und ich fühle mich aufgerufen, mit ihnen für den Frieden in der Welt zu kämpfen.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 14.05.2018.