Leserbrief zum Artikel Agenda 2010: Zum Leben zuwenig
vom 14.03.2018:
Unverbesserlicher Lobbyist
Dass mit »Hartz IV« die bittere Armut Einzug hält, ist jedem nicht völlig intelligenzbefreiten Menschen klar. Nur ein unverbesserlicher alter Firmenlobbyist kriegt da den Satz fertig, mit »Hartz IV« »habe jeder das, was er zum Leben braucht«. Wie man mit 2,70 Euro am Tage ein Kind satt bekommt, soll man mir mal erklären. Wenn man nun noch bedenkt, dass dann sogar noch – aus welchem Grund auch immer – finanzielle Restriktionen ausgesprochen werden können, hält spätestens jetzt der Hunger Einzug. Restriktionen gegen Hartz-IV-Bezieher sind nichts anderes als die mittelalterliche Verurteilung zum Hungerturm, nur dass dieses Urteil damals von Richtern gefällt wurde und heute von kleinen, wichtigtuerischen Beamten und Angestellten ausgesprochen wird, die ja »nur ihre Pflicht tun«. Das erinnert an eine alte Geschichte: Sprach der Henker zum Delinquenten: »Nimm’s nicht persönlich. Ich tu’ nur meine Pflicht. Wenn ich dir nicht den Kopf abhacke, tut’s jemand anderes.« (…)
Veröffentlicht in der jungen Welt am 17.03.2018.