Leserbrief zum Artikel Kommentar: Griff nach dem Balkan
vom 10.03.2018:
Terrain wiedergutmachen
Nachdem die EU in Trumps Zollplänen Haare in der Profitsuppe für europäische Konzerne (vor allem wohl für deutsche Profitproduzenten) entdeckt hat, entwickelt sie nun ein neues Schlachtfeld für die europäischen Wirtschaftskrieger. Westbalkan. Hier gilt es, möglichst geräuschlos und ohne kräftigen Kanonendonner verlorenes bzw. immer schwieriger zu händelndes Terrain u. a. in Afrika vorteilhaft zu ersetzen. Was spricht dafür, dass die heimischen kleinen Nationen wie Serbien, Mazedonien, Kosovo u. a. ihren großen Brüdern im westlichen und mittleren Teil Europas, besonders den Deutschen, ihre Arbeitskräfte billig für die Profitsicherung bzw. auch -maximierung zur Verfügung stellen und gleichzeitig auch als Abnehmer der dort mit Hilfe dieser Arbeitskulis gefertigten Produkte fungieren? So werden zwei wichtige ökonomische Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Zu beachten ist auch, dass diese Länder in ihrer sozialistischen Zeit eine wesentlich solidere Ausbildung ihrer Arbeitskräfte erhielten als ihre afrikanischen Kumpel. Das wirkt noch – wenn auch zunehmend abgeschwächt – bis heute fort. Die entsprechenden Herren in den Logen der Konzernställe wissen das wohl zu schätzen. Gleichzeitig – und das ist ein weiterer wichtiger Vorteil – werden hier potentielle Gegner wie die USA, Russland und China an der ökonomischen Front aus dem Felde geschlagen. Denn schließlich besitzt Europa auch unter deutscher Führung noch immer nur einen Teil der ökonomischen Stoßkräfte, die der Imperialismus als (noch oder immer noch ) beherrschendes gesellschaftliches System aufzubieten vermag. Sehr schade.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 16.03.2018.